Ein Rückblick
Am 12. September 2024 fand im Stadtmuseum Saalfeld im Franziskanerkloster die Mitgliederversammlung des Museumsverbandes Thüringen e. V. (MVT) statt. Rund 90 Führungskräfte und engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Thüringer Museen sowie politische Vertreterinnen und Vertreter trafen sich, um in einem feierlichen Rahmen gemeinsame Erfolge zu würdigen und neue Netzwerke zu knüpfen.
Einleitende Grußworte sprachen Dr. Roland Krischke (Präsident des MVT), Dr. Steffen Kania (Bürgermeister der Stadt Saalfeld), Prof. Dr. Benjamin-Immanuel Hoff (Minister für Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten und Chef der Thüringer Staatskanzlei) sowie Dr. Dirk Henning (Leiter des Stadtmuseums Saalfeld im Franziskanerkloster).
Die Verleihung des Museumssiegels
Dr. Roland Krischke und Prof. Dr. Benjamin-Immanuel Hoff überreichten dem Museum Schloss Ehrenstein das Museumssiegel des MVT. Das Museum hat bereits eine bewegende Geschichte hinter sich: Nach dem verheerenden Brand 2013 wurde das Museum in den folgenden Jahren wiederaufgebaut. Durch das unermüdliche Engagement des Museumsteams und aller Beteiligten gelang eine erfolgreiche Neukonzeption der Dauerausstellung sowie des museumspädagogischen Konzepts mit einem umfangreichen Vermittlungsprogramm. Die Auszeichnung ist daher ein Beleg dafür, dass die musealen Qualitätsstandards erfüllt werden. Die neu entwickelten Ausstellungsbereiche widmen sich der Geologie, der Musik und der Weltwirtschaft. Dabei wurden auch gänzlich neue, bisher unbekannte Themenfelder erschlossen. Dem Museum gelingt es darüber hinaus, sich in kulturelle und touristische Netzwerke einzubringen: Mit Stadtbibliothek, der Tourist-Information, dem Stadtarchiv, dem Kulturamt der Stadt Ohrdruf, dem Bürgersaal sowie dem Rokokosaal für Konzerte und Trauungen ist das Museum ein attraktiver Bestandteil eines multifunktionalen Orts, der fest im Bewusstsein und der Identität der Stadt Ohrdruf verankert ist. Nicht zuletzt verfügt das Museum über eine Photovoltaik-Anlage zur Verbesserung der Energiebilanz und wird somit zukunftsfähig gemacht.
Zum Nachlesen: Laudatio von Dr. Timo Trümper (Direktor der Abteilung Wissenschaft und Sammlung Friedenstein Stiftung Gotha und Vorstandsmitglied des MVT)
Die Verleihung der Bernhard-August-von-Lindenau-Medaillen
Die Stimmung blieb feierlich. Im Anschluss an die Vergabe des Museumssiegels wurden gleich vier Bernhard-August-von-Lindenau-Medaillen vergeben. Mit diesen Ehrenmedaillen würdigt der MVT außerordentliche Leistungen für das Thüringer Museumswesen.
Eva-Maria von Máriássy erhielt die Bernhard-August-von-Lindenau-Medaille für ihr langjähriges Engagement und ihre bedeutenden Beiträge zur Förderung und Entwicklung der Thüringer Museumslandschaft. Seit 1996 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Sommerpalais in Greiz, dessen Leitung sie 2007 bis zu ihrem Ruhestand übernahm. Als Vorstandsmitglied im Museumsverband Thüringen e. V. betreute sie den Arbeitskreis Kunst und die Museen in Ostthüringen, wobei Eva-Maria von Máriássy sich besonders für die kleinen und mittleren Museen einsetzte. Das umfasste nicht nur die Vermittlung von musealen Fachkenntnissen und Beratung in allen Fragen des Museumsalltages, sondern auch die Unterstützung gegenüber den Verwaltungen.
Zum Nachlesen: Laudatio von Dr. Gideon Haut (Direktor der städtischen Museen Heilbad Heiligenstadt (Literaturmuseum „Theodor Storm“ und Eichsfeldmuseum sowie Vorstandsmitglied des MVT)
Dr. Gert-Dieter Ulferts war seit 1997 in der Klassik Stiftung Weimar tätig, seit 2005 als Leiter der Kunstsammlungen und stellvertretender Direktor der Museen in der Stiftung. Sein besonderes Augenmerk galt und gilt weiterhin der Provenienzforschung in den Thüringer Museen. Für diese war er stets ein Ansprechpartner in seiner Funktion als Vorstandsmitglied im Museumsverband Thüringen e. V. Maßgeblich brachte er den Aufbau der Koordinierungsstelle Provenienzforschung in der Geschäftsstelle voran. Dr. Gert-Dieter Ulferts engagiert sich weiterhin ehrenamtlich im Vorstand der Weimarer Kunstgesellschaft von Cranach bis Rohlfs e. V. und setzt damit weitere Impulse.
Zum Nachlesen: Laudatio von Franziska Zschäck (Leiterin des Thüringer Freilichtmuseums Hohenfelden und 1. Vizepräsidentin des MVT)
Dr. Ralf Werneburg, Paläontologe, Kurator und ehemaliger Direktor des NaturHistorischen Museums Schloss Bertholdsburg in Schleusingen, erhielt die Auszeichnung für seine herausragenden Verdienste und sein großes Engagement für die Naturkundemuseen und Museen mit naturkundlichen Abteilungen in Thüringen. Als Wissenschaftler hat er einen weltweiten Ruf im Bereich der Paläontologie erlangt. Er widmete sich darüber hinaus besonders den Interessen der Naturkundemuseen und machte auf die Probleme und Erfolge der Südthüringer Museen im Vorstand des Verbandes aufmerksam.
Zum Nachlesen: Laudatio von Dr. Andreas Gerth (Kommissarischer Leiter, wissenschaftlicher Mitarbeiter (Botanik) im Museum für Naturkunde Gera mit Botanischem Garten sowie Vorstandsmitglied des MVT)
Dr. Thomas Wurzel war Geschäftsführer der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen und Vorsitzender des Hessischen Museumsverbandes e. V. In den 25 Jahren seiner Tätigkeit in Hessen und Thüringen hat er sich weit über den Rahmen seiner beruflichen Tätigkeit hinaus für die Thüringer Museen engagiert und besondere Impulse gesetzt. Darüber hinaus engagiert er sich weiterhin ehrenamtlich in der Thüringer Museumslandschaft, zum Beispiel gehört er seit ihrer Gründung 2018 dem Vorstand der Gerhard Altenbourg Gesellschaft in Altenburg an.
Zum Nachlesen: Laudatio von Dr. Roland Krischke (Direktor der KAG Altenburger Museen und Präsident des MVT)
Herzlichen Glückwunsch!
Die Zukunft der Museen
Im Anschluss an die feierlichen Ehrungen fand eine lebhafte Diskussionsrunde statt, die von Christian Hofmann (Leiter des Schillerhauses Rudolstadt und Vorstandsmitglied des MVT) moderiert wurde. Im Fokus stand der „Forderungskatalog des MVT bis 2035“, der bereits im Vorjahr den Mitgliedern vorgestellt wurde und gezielte Forderungen für die Weiterentwicklung der Museen formuliert. Darin fordert der MVT beispielsweise die Einrichtung dezentraler und flexible Personal-Pools sowie gemeinschaftlich betriebene Zentraldepots, die mit eigenem Personal und Infrastruktur ausgestattet werden. Eine weitere Forderung bezieht sich auf die Schaffung einer Projektstelle „Notfallplanung“, die beim MVT angesiedelt ist und die diesbezüglichen Fehlstellen vor allem in den kleineren und mittleren Museen abbaut, und zuletzt die Aufstockung von institutionellen und investiven Förderungen durch die Thüringer Staatskanzlei.
In der Diskussionsrunde zeigten Museumsmitarbeiter an lebhaften Beispielen, wie der Forderungskatalog weiter umgesetzt werden könnte. Durch das Engagement der Mühlhäuser Museen konnte beispielsweise ein Notfallverbund im Unstrut-Hainich-Kreises gegründet werden, von dem Steffi Maas (Museumspädagogin der Mühlhäuser Museen) berichtete. Als Beispiel für die Errichtung eines Personal-Pools stellte Dr. Janis Witowski (stellvertretender Direktor des NaturHistorischen Museum Schloss Bertholdsburg und Geschäftsführer des MuseumsNetzwerk Süd e. V.) das MuseumsNetzwerk Süd e. V. vor, bei welchem bereits gemeinsame personelle und finanzielle Ressourcen in einer Region gebündelt werden. Im Bereich der gemeinschaftlichen Depotnutzung befindet sich das „Sammlungszentrum Henneberg“ bereits im Bau. Hier handelt es sich um eine erfolgreiche Kooperation zwischen dem Hennebergischen Museum Kloster Veßra, dem NaturHistorischen Museums Schloss Bertholdsburg Schleusingen und der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, wie Ingo Weidig (Direktor des Hennebergischen Museums Kloster Veßra) den Mitgliedern den Mitgliedern schilderte.
Wir danken unseren Mitgliedern herzlich für ihre wertvollen Impulse zur Umsetzung des Forderungskataloges und für ihre engagierte Teilnahme an unserer Mitgliederversammlung 2024!