Thüringer Museen können wieder öffnen
Erfurt, 4. Juni 2021 – Viele Thüringer Museen öffnen wieder! Heute und morgen machen viele Museen im Freistaat erstmals nach sieben Monaten Schließung die Türen wieder für Besucher auf und zeigen vielfach interessante neue Sonderschauen. Denn in 20 der 23 Thüringer Kreisen und Städten liegt die 7-Tage-Inzidenz seit mehr als fünf Werktagen plus zwei Wartetagen unter der Marke von 100, der Schwelle, ab der Museen öffnen können.
Ganz praktisch heißt das, dass zwischen Nordhausen und Suhl, zwischen Wartburgkreis und Altenburger Land Hunderte Thüringer Museen ihre Pforten für die Besucher öffnen können und es dieser Tage mit großer Begeisterung tun. „Die gesamte Thüringer Museumswelt freut sich sehr, endlich wieder Besucher begrüßen und begeistern zu können“, sagt Franziska Zschäck, 1. Vizepräsidentin des Thüringer Museumsverbands und Leiterin des Thüringer Freilichtmuseums in Hohenfelden (Weimarer Land). Die Museen sind auf die Wiedereröffnung gut vorbereitet. Ausstellungen wurden optimiert und erweitert, Sonderschauen kuratiert. Die Museumsmitarbeiter sind glücklich darüber, endlich wieder Publikum im Haus zu haben, das die museale Arbeit in direkter Anschauung und zum Teil persönlich begleitet erleben kann. Sie freuen sich auf Besucher aller Altersgruppen, die neue Eindrücke erleben, sich informieren und Erkenntnisse gewinnen oder einfach nur endlich wieder Kultur genießen.
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Dafür werden vielerorts mit der Öffnung erstmals Sonderausstellungen zu sehen sein. So eröffnet das Sommerpalais in Greiz am Samstag die Ausstellung zur 10. TRIENNALE der Karikatur. An ihr beteiligten sich 93 Karikaturisten und damit so viele wie noch nie. Ihre Werke zum Motto „Das ist jetzt nicht wahr, oder?“ sind bis 3. Oktober zu sehen.
Im GlockenStadtMuseum Apolda wird die Ausstellung „The Art of John Lennon“ aus der Sammlung Wahle gezeigt. Michael Andreas Wahle ist begeisterter John-Lennon-Kenner. Er trägt seit Jahren Erinnerungsstücke zusammen und präsentiert sie der Öffentlichkeit. Zuletzt wurde seine Ausstellung sehr erfolgreich in der koreanischen Hauptstadt Seoul gezeigt. Gestern eröffnete sie in Apolda (Weimarer Land) und ist dort bis Ende des Jahres zu sehen.
Oder wie wäre es mit einem Besuch von Schloss Wilhelmsburg in Schmalkalden (Schmalkalden-Meiningen), wo die Dauerausstellung „Der Schmalkaldische Bund – Beginn der Kirchenspaltung“ neu gestaltet wurde? Nach Jena ins Phyletische Museum, wo einerseits die Sonderausstellung „10 Tons – Medusen – Ernst Haeckel“ mit Glaskunst-Objekten, Fotografien und Videos von Quallen zu sehen ist und andererseits mit „Ornitographies“ Fotografien, die Vogelflüge sichtbar machen? Oder ein Ausflug ins Panorama-Museum Bad Frankenhausen (Kyffhäuserkreis)? Schließlich ist die dortige Sonderausstellung „Frank Hauptvogel – In den Gärten“ nur noch bis Sonntag zu sehen.
Die Thüringer Museen – kulturhistorische oder naturwissenschaftliche, UNESCO-Weltkulturerbe-Einrichtungen, Kunstmuseen oder Literatur-, Theater- und Musikmuseen, ob Gedenkstätten, technische oder volkskundliche Museen – sind auf Besucher vorbereitet. Einige haben schon wiedereröffnet, viele folgen dieses Wochenende und kommende Woche. Und diejenigen, die aufgrund der Inzidenzen im jeweiligen Kreis noch geschlossen bleiben müssen, folgen, sobald es ihnen möglich ist.
Hintergrund für die gleichzeitige Öffnung vieler Thüringer Museen sind die Regeln, die die neue Thüringer Corona-Verordnung vorgibt. Sie besagen, dass Thüringer Museen ab einer stabilen Inzidenz unter 100 offen sein dürfen. Liegt diese Inzidenz an sieben Werk- plus zwei Wartetagen zwischen 50 und 100 benötigt man für den Museumsbesuch einen Test oder den Nachweis einer vollendeten Impfung beziehungsweise überstandenen Corona-Erkrankung. Liegt die Inzidenz unter 50 können Museen in Thüringen auch ohne Vorlage eines Tests und Ähnlichem besucht werden. In den Räumen der Museen sind lediglich eine Registrierung und das Tragen einer Maske bei allen Inzidenzhöhen nötig.
Für den Umgang der Museen mit den Vorgaben aus der zugrunde liegenden Vierten Verordnung zur Änderung der Thüringer SARS-CoV-2-Infektionsschutz-Maßnahmeverordnung vom 1. Juni hat der Museumsverband Thüringen e. V. den Museen eine Handlungsempfehlung ausgearbeitet und zur Verfügung gestellt. Die Kolleginnen in der Geschäftsstelle des MVT sind die Ansprechpartnerinnen für die Museen bei auftretenden Fragen aus den verschiedenen Häusern.
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Online-Premieren zum Internationalen Museumstag
Erfurt, 12. Mai 2021. Die Thüringer Museen sind leider noch geschlossen – deshalb laden sie die Besucher am Internationalen Museumstag am Sonntag, 16. Mai 2021, zu virtuellen Erkundungen, exklusiv veröffentlichten Videos oder einer hochkarätig besetzten Diskussion im Netz ein. So lassen sich am 16. Mai zum Internationalen Museumstag von zu Hause aus „Museen entdecken“, wie das Motto des Internationalen Museumstags lautet. Er wurde vom Internationalen Museumsrat ICOM 1978 ins Leben gerufen, um auf die thematische Vielfalt von Museen aufmerksam zu machen.
Das Astronomiemuseum Sonneberg präsentiert am Internationen Museumstag eine Video-Dokumentation über das berühmte Sonneberger Plattenarchiv. Es umfasst rund 300.000 Fotos des gestirnten Himmels. Der Astronom Cuno Hoffmeister hatte 1923 die erste Fotoplatte des nördlichen Sternenhimmels in der Sternwarte Sonneberg belichtet. Sie wurde zur Grundlage für das zweitgrößte astronomische Fotoplatten-Archiv der Welt. Das Plattenarchiv wird am 16. Mai um 8 Uhr am Morgen freigeschaltet (https://t1p.de/Astronomiemuseum-Sonneberg).
Der Erinnerungsort Topf & Söhne – Die Ofenbauer von Auschwitz in Erfurt streamt eine Diskussion einschließlich Impulsvortrag zu seinem zehnjährigen Bestehen. Thema: Geschichte erinnern – Gegenwart gestalten – Zukunft denken. Mit dabei sind: Ministerpräsident Bodo Ramelow, der Erfurter Oberbürgermeister Andreas Bausewein, die Holocaust-Überlebende Éva Fahidi-Pusztai, Prof. Dr. Reinhard Schramm, Vorsitzender der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen sowie Rebekka Schubert und Dr. Annegret Schüle vom Erinnerungsort Topf & Söhne. Die Diskussion wird live bei Facebook übertragen: https://www.facebook.com/erinnerungsort.topf.und.soehne/live.
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Drei Nordhäuser Museen produzieren eigens für den Internationen Museumstag Rundgänge durch ihre aktuellen Sonderausstellungen: Das Museum Tabakspeicher durch die Sonderschau „Ganz schön abgebrüht! – Kaffee, das schwarze Gold“, das Kunsthaus Meyenburg zeigt „Aus weiblicher Sicht – Nordhäuser Künstlerinnen“ und schließlich führt die Flohburg – das Nordhausen Museum durch ihre Kabinettausstellung im Grünen Salon: „Ein Streifzug durch die Antike – Exoten und Kuriositäten aus der Münzsammlung der Städtischen Museen“.
Die Gedenkstätte Point Alpha in Geisa (Wartburgkreis) veröffentlicht am Sonntag, 16. Mai, auf ihrem YouTube-Kanal (https://t1p.de/Video-Point-Alpha) ein Video, das sich um die Natur am historischen Ort Observation Post Alpha dreht.
Auf den digitalen Kanälen wie Facebook, Twitter oder Instagram leiten die Hashtags #MuseeninThüringen #ThüringerMuseen zu Thüringer Angeboten. Das Schlagwort der diesjährigen Aktion #Museenentdecken weist auf Aktionen rund um den Internationalen Museumstag hin.
Videos, Podcasts, 360-Grad-Rundgänge und Mitmachangebote
Bereits in den zurückliegenden 15 Monaten haben die Thüringer Museen die erzwungene Schließung als Herausforderung angenommen und verschiedene Angebote aus dem breiten Spektrum digitaler Präsentationsmöglichkeiten entwickelt, um in Kontakt mit den Besuchern zu bleiben und ihr Angebot mit ihnen zu teilen. Viele Museen im Freistaat bieten virtuelle Rundgänge oder 360-Grad-Videos an, dank derer man nicht nur am Sonntag zum Internationen Museumstag, sondern an jedem Tag ein spannendes Museum entdecken kann. Außerdem gibt es Bastelanleitungen und „Tipps gegen Langeweile“, ein Web-Museum oder extra aufgelegte Blogs.
Eine gemeinsame YouTube-Playlist mit Videos der Thüringer Museen bündelt die filmischen Angebote der Thüringer Museen (https://t1p.de/YouTube-Museen-Geschichte).
Eine Übersicht über die digitalen Angebote Thüringer Museen bietet die Homepage des Museumsverbands Thüringen e. V.: https://museumsverband-thueringen.de/digitale-angebote-der-thueringer-museen.
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Herkunft im Fokus – Forschung in den Thüringer Museen
Tag der Provenienzforschung: Projekte des Museumsverbands Thüringen e. V.
Erfurt, 13. April 2021. Der zweite Mittwoch im April ist der offizielle „Tag der Provenienzforschung“. In diesem Jahr fällt er auf den 14. April 2021. Für den Museumsverband Thüringen e. V. (MVT) hat dieser Tag einen hohen Stellenwert, denn diese Erforschung der Objektherkunft ist auch in Thüringen ein Schwerpunkt der aktuellen Museumsforschung geworden. Der MVT schließt in ein einigen Tagen ein Projekt ab, ein weiteres läuft aktuell. Ab Juni werden sich zwei wissenschaftliche Mitarbeiter in der Geschäftsstelle des MVT ausschließlich diesem wichtigen Thema widmen.
„Provenienzforschung ist heute eine der Kernaufgaben von Museen, die in der Alltagspraxis aufgrund der personellen Struktur allerdings oft nur schwer umsetzbar ist“, erläutert der Präsident des MVT, Dr. Thomas T. Müller. „Hier will der Verband nun ansetzen und insbesondere die kleineren und mittelgroßen Museen unterstützen“, erklärt er. Aus diesem Grund wurde im Frühjahr 2020 erstmals ein „Erstcheck NS-Raubgut“ beim Deutschen Zentrum für Kulturgutverluste erfolgreich beantragt. Sarah-Mae Lieverse untersuchte sechs Monate lang in vier kommunalen Thüringer Museen (Sommerpalais Greiz, Stadtmuseum Camburg, Städtische Museen Nordhausen, Museum642-Pößnecker Stadtgeschichte), ob in ihren Sammlungen Hinweise auf Raubgut aus NS-Zeit vorhanden ist. Die Ergebnisse werden demnächst präsentiert.
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In einem zweiten Projekt des Museumsverbands Thüringen e.V., das durch die Thüringer Staatskanzlei gefördert wird, untersucht die Ethnologin Friederike Brinker seit Februar die außereuropäischen Bestände in vier Thüringer Museen. Bis Juni wird sie ihre Forschungen im Lindenau-Museum und im Schloss- und Spielkartenmuseum Altenburg, im Stadtmuseum Saalfeld und im Schlossmuseum Sondershausen durchführen. Sie bestimmt und ordnet die Sammlungsbestände historisch ein. Außerdem forscht sie zu den Sammlerinnen und Sammlern, die diese Objekte von anderen Kontinenten nach Deutschland brachten. Auch die Digitalisierung der betrachteten Objekte und ihre Begutachtung in konservatorischer Hinsicht sind Projektbestandteile.
Dies alles kann jedoch nur den Auftakt bilden für weitere Maßnahmen, denn bei einer ersten Umfrage unter den Mitgliedsmuseen des Verbands waren bereits zahlreiche außereuropäische Objekte aus zum Teil ehemals privaten Sammlungen identifiziert worden. Auch während der NS-Zeit sowie in der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR wurden Objekte beschlagnahmt und enteignet, auch von verfolgten Minderheiten und sogenannten politischen Staatsfeinden.
Um die Forschung zur Herkunft zu intensivieren und zu verstetigen, werden mit Unterstützung der Thüringer Staatskanzlei zwei neue wissenschaftliche Stellen innerhalb der Geschäftsstelle des Museumsverbands Thüringen e.V. geschaffen. Eine wissenschaftliche Koordinatorin oder ein wissenschaftlicher Koordinator wird ab Juni zum Thema beraten, Anfragen abstimmen und die Schnittstelle für die Provenienzforschung und -forschenden in Thüringen sein. Eine zweite wissenschaftlich forschende Person wird sich weitergehend mit außereuropäischen Sammlungen in Thüringer Museen befassen. Sie wird sowohl selbst forschen, als auch das Wissen zur Provenienzforschung an außereuropäischen Objekten an die Museen weitergeben. Beide Stellen sind bis Ende 2022 befristet. Eine Verstetigung ist wünschenswert, insbesondere um die zwei anderen Forschungsschwerpunkte (NS-Zeit, Zeit der Sowjetischen Besatzungszone und DDR) vertiefen zu können. Eine Analyse soll den Bedarf an Provenienzforschung erfassen und damit die perspektivischen Aufgaben einer festen Koordinierungsstelle an der Geschäftsstelle des Museumsverbands Thüringen e.V. definieren.
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Provenienzforschung in der Praxis: Sarah-Mae Lieverse untersuchte unter anderem im Kunsthaus Meyenburg in Nordhausen die Herkunft von Sammlungsstücken. Foto: Stadtverwaltung Nordhausen
Besuchszahlen der Thüringer Museen 2020
Erfurt, 19. März 2021. – Die Corona-Pandemie hat die Besuchszahlen der Thüringer Museen deutlich reduziert. Doch trotz monatelanger Schließzeiten und ausgefallener Veranstaltungen verzeichneten die Museen mehr als 1,9 Millionen Besuche im Jahr 2020, wie die aktuelle Erhebung des Museumsverbandes Thüringen e. V. (MVT) zeigt. Während der Schließzeiten haben die Thüringer Museen zudem intensiv hinter den Kulissen gearbeitet. Die Sorgen um finanzielle Kürzungen durch die Träger sind aber weiterhin groß.
In den letzten Jahren lagen die Besuchszahlen der Thüringer Museen stets zwischen 3,5 und 4,2 Millionen mit einem weitgehenden Aufwärtstrend. Die beiden Lockdowns seit März 2020 haben diesen beendet. Dennoch sind die Zahlen für 2020 mit über 1,9 Millionen Besuchen höher als erwartet, zumal ca. zehn Prozent der Mitgliedsmuseen keine Zahlen eingereicht haben. Dabei verzeichneten die besuchsstärksten Museen einen deutlich geringeren prozentualen Rückgang der Besuchszahlen als die kleinen und eher wenig besuchten Häuser.
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Die am häufigsten besuchten Museen in Thüringen 2020
|
Museum |
Besuche 2020 |
Besuche 2019 |
1 |
Klassik Stiftung Weimar |
397.714 |
988.338 |
2 |
Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora |
280.000 |
500.000 |
3 |
Wartburg-Stiftung Eisenach |
149.574 |
314.602 |
4 |
Stiftung Schloss Friedenstein |
69.182 |
141.610 |
5 |
Thüringer Landesmuseum Heidecksburg |
58.491 |
116.670 |
6 |
Gedenkstätte Point Alpha |
51.351 |
85.312 |
7 |
Stiftung Leuchtenburg Seitenroda |
50.200 |
85.076 |
8 |
Residenzschloss Altenburg |
42.825 |
57.702 |
9 |
Panorama Museum Bad Frankenhausen |
35.531 |
70.723 |
10 |
Botanischer Garten Jena |
31.271 |
54.978 |
11 |
Waffenmuseum Suhl |
31.038 |
40.219 |
Besonders starke Auswirkungen auf die Besuchszahlen hatte der Ausfall von Museumsbesuchen durch Schulklassen sowie von Veranstaltungen. Zugleich besuchten aber viele Touristinnen und Touristen aus Thüringen und ganz Deutschland die Thüringer Museen. Insbesondere der Trend zu Inlandsreisen und Wochenendausflügen über den Sommer 2020 hat sich positiv auf die Besuchszahlen ausgewirkt.
Seit März 2020 haben die Thüringer Museen ausgefeilte Hygienekonzepte entwickelt und umgesetzt, sodass keine Infektionen während eines Museumsbesuchs nachgewiesen werden konnten. Diese Konzepte dienen auch weiterhin als Grundlage, sobald Museumsbesuche wieder möglich sind.
Als positive Ergebnisse der letzten Monate sind festzuhalten, dass auch die kleinen Thüringer Museen die digitalen Medien verstärkt nutzen, technisch aufrüsten und sich in diesem Bereich professionalisieren konnten. Dazu haben die Volontärinnen und Volontäre mit vielen wichtigen Impulsen beigetragen. So wurden neue Formate der Besucheransprache und -interaktion in den sozialen Medien ausprobiert, digitale Rundgänge entwickelt, Audioguides auf die Websites übernommen oder diese weiterentwickelt (aktuelle Liste: https://museumsverband-thueringen.de/digitale-angebote-der-thueringer-museen/). Natürlich arbeiten die Thüringer Museen auch intensiv an der Planung von Ausstellungen und Veranstaltungen für die weiteren Monate des Jahres 2021 und darüber hinaus.
Zudem haben die Museen die freigewordenen Ressourcen für Aufgaben hinter den Kulissen genutzt. Dabei stand besonders das Sammlungsmanagement im Mittelpunkt. Gerade kleinere Museen haben im Alltagsgeschäft oft nur wenig Zeit für Inventarisierung, Entsammlungs- oder Provenienzforschungsprojekte, wie eine Studie des Museumsverbandes Thüringen e. V. gezeigt hat (veröffentlicht im Thüringer Museumsheft 01/2020). Auch der Anstieg der Nutzer-Accounts für die Objektdokumentation/ Digitalisierung (digiCULT.web) belegt, dass in den Thüringer Museen vermehrt an der Erfassung der Sammlungsbestände gearbeitet wurde. Dass sie diesen Aufgaben erst aufgrund des Lockdowns im notwendigen Umfang nachkommen konnten, zeigt, wie wichtig hier eine Aufstockung der Stellenpläne wäre.
In den Thüringer Museumsheften 02/2020 und 01/2021 werden einige beispielhafte Corona-Projekte der Thüringer Museen vorgestellt (https://museumsverband-thueringen.de/museumshefte/).
Die Pandemie wird sich auch nach dem Ende des aktuellen Lockdowns auf die Thüringer Museen auswirken. Der Museumsverband Thüringen e. V. hat bereits im Herbst 2020 die Befürchtung geäußert, dass zur Stabilisierung der Haushalte der Thüringer Kommunen als eine der ersten Maßnahmen die Museumsbudgets gekürzt werden. Dies hat sich in den letzten Monaten vielerorts bewahrheitet. Meist machen die Kulturbudgets jedoch nur einen sehr kleinen Teil der Haushalte aus, sodass Kürzungen hier kaum zur Entlastung beitragen. Für die Museen selbst bedeuten diese jedoch oft erhebliche Einschränkungen.
Aufgrund der erhöhten Anforderungen an Sicherheit und Hygiene und der mitunter geringen Unterstützung durch die Kommunen gestaltete sich die Wiederöffnung für viele der Thüringer Museen bereits 2020 als sehr schwierig. Daran hat sich auch für die Wiederöffnung 2021 nur bedingt etwas geändert, denn für Mund-Nase-Masken, Desinfektionsmittel und erhöhten Hygieneaufwand benötigen die Museen weiterhin finanzielle Unterstützung durch ihre Träger. Dies gilt umso mehr angesichts der fehlenden Eigeneinnahmen seit dem Frühjahr 2020. Hinzu kommen fehlende Möglichkeiten des Luftaustauschs in geschlossenen Räumen gerade in kleinen Museen. Offene Fenster sind angesichts des notwendigen Schutzes der Exponate nicht möglich. Zugleich fehlen vielerorts Klimaanlagen. Trotz der in Anbetracht der Umstände guten Zahlen und Projekte können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Thüringer Museen also nicht aufatmen.
Thüringer Museumsheft 01/2020 zu „Musikland Thüringen“ erschienen
Das Jahr 2020 steht in Thüringen unter dem Motto „Musikland Thüringen“. Zahlreiche bekannte Komponisten nannten den Freistaat zumindest zeitweise ihre Heimat und bis heute entsteht hier Musik von Klassik bis Pop. Die Thüringer Museen leisten mit Ausstellungen und Konzerten einen großen Anteil an der Pflege des musikalischen Erbes und sind mitunter auch selbst Ort des Musizierens. Diesem Aspekt der Museumsarbeit geht das Thüringer Museumsheft 01/2020 nach, das Ende Juni erschienen ist und als PDF (Thüringer Museumsheft_1_2020_Musikland Thüringen) kostenlos gelesen werden kann.
In den Bereichen „Aus den Museen“, „Forum Museum“ und „Aus dem Museumsverband“ geht es zudem um Um- oder Neugestaltungen von Dauerausstellungen sowie Projekte in den Thüringer Museen, aktuelle Themen der Museumswelt wie die Neugestaltung der ICOM-Museumsdefinition oder das Thema koloniale Sammlungen, um neue Erhebungen des Verbandes oder die Projekte der Thüringer Volontärinnen und Volontäre.
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Inhaltsverzeichnis
- Editorial: Stillstand und Neujustieren – Museen in der Corona-Krise Thomas T. Müller, Uta Bretschneider und Roland Krischke, Seite 7
Titelthema: Musikland Thüringen
- Musikland Thüringen – anders als gedacht, Friederike Böcher, , Seite 9
- Wir hören uns in Thüringen. Musikland Thüringen 2020, Bärbel Grönegres, Seite 11
- Meiningen – Musenhof zwischen Weimar und Bayreuth. Kulturgeschichte zum Anschauen, Hinhören und Begreifen, Maren Goltz, Seite 17
- Warum in die Ferne schweifen? Zu den externen Ausstellungen des Bachhauses Eisenach, Jörg Hansen, Seite 23
- Hörbarer Glaube. Johann Sebastian Bach in Arnstadt. Eine neue Dauerausstellung im Schloßmuseum Arnstadt, Benedikt Schubert und Janny Dittrich, Seite 28
- Die Orgel von Gottfried Silbermann auf Schloß Burgk, Sabine Schemmrich, Seite 32
- Bad Köstritz – Vom Themenjahr zum Jubiläumsjahr, Friederike Böcher, Seite 37
Aus den Museen
- Die Wasserburg Kapellendorf: Auf dem Weg zu einem neuen Museum, Marie Linz, Seite 41
- Ein Raum als Exponat. Das Projekt „Refektorium: Schichten. Geschichten. Klostergeschichte“ im Hennebergischen Museum Kloster Veßra, Uta Bretschneider und Carola Niklas, Seite 46
- Deutsches Optisches Museum (D.O.M.). Konzept und Umsetzung, Timo Mappes & Team, Seite 50
- Der Kulturentwicklungsplan als Kulturvernetzungsplan. Neue Ansätze für Gera, Claudia Tittel, Seite 59
- Die Rückkehr der verlorenen Meisterwerke, Timo Trümper, Seite 63
- Gemeinsam Lernen! Bildungsideen im ländlichen Raum Die Projektarbeit. Mobile Museumspädagogik am Beispiel Museum Schloss Glücksburg in Römhild, Jörg Wagner, Seite 67
Forum Museum
- Die Neugestaltung der ICOM-Museumsdefinition. Wieso, weshalb, warum?, Kristin Oswald, Seite 71
- Sammlungsbestände aus kolonialen Kontexten in Thüringer Museen, Angelika Steinmetz-Oppelland, Seite 75
- Sicherheit in Museen, Bibliotheken und Archiven, Aenne Chalhoub, Seite 78
- Erinnerung an Hans-Peter Jakobson, Karl-Heinz Hänel, Seite 81
- Nachruf auf Helmut Färber, Michael Rahnfeld, Seite 84
Aus dem Museumsverband
- Regionale Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner im Vorstand des MVT, Seite 85
- Gegenwart und Zukunft der Thüringer Museen. Die Jahrespressekonferenz des Museumsverbandes Thüringen 2020, Kristin Oswald, Seite 86
- Umfrage zu Sammlungspflege und -erhalt in den Thüringer Museen, Hildegard Heine, Seite 88
- Ein Vorbild für die deutsche Museumslandschaft. Eine erste Auswertung des Förderprogramms für wissenschaftliche Volontariate in Thüringer Museen, Kristin Oswald und Sandra Müller, Seite 96
- Zwischen Fahnen, Mäusen und Mönchen. Volontariat im Stadtmuseum Saalfeld, Kristin Otto, Seite 100
- Volontariat: Spiel ohne Grenzen? Ein Erfahrungsbericht, Thomas Schierl, Seite 103
- Gedenkstättenpädagogik in deutsch-polnischen Bildungsprogrammen. Wissenschaftliches Volontariat in einer thüringischen Gedenkstätte, 2018–2019, Małgorzata Cebulska, Seite 107
Redaktionsteam: Katja Rettig, Dr. Ulf Häder, Sandra Müller, Dr. Angelika Steinmetz- Oppelland, Hildegard Heine, Kristin Oswald