Konzeptionelle Leitlinien der Arbeit Thüringer Museen 2011-2020

Konzeptionelle Leitlinien der Arbeit Thüringer Museen 2011-2020
1. Grundsätze
  • Der Museumsverband Thüringen e. V. (MVT) setzt sich dafür ein, Kultur als eine Pflichtaufgabe des Landes, der Landkreise, Städte und Gemeinden verbindlich zu regeln.
  • Der MVT setzt sich dafür ein, dass Kernaussagen und Forderungen aus dem Museumsentwicklungskonzept Thüringen 2011-2020 in Kulturkonzepte des Landes, der Landkreise, der Städte und Gemeinden einfließen und im Alltag umgesetzt werden.
  • Die Museen in Thüringen fühlen sich den Richtlinien und Standards des Internationalen Museumsrates (ICOM) und des Deutschen Museumsbundes (DMB) verpflichtet. Sammeln, Bewahren, Erforschen und Vermitteln des Kultur- und Naturerbes der Menschheit definieren die Kernaufgaben jeglicher Museumsarbeit.
  • Die Museen in Thüringen benötigen eine angemessene materielle, finanzielle und personelle Ausstattung, um ihre Kernaufgaben im Sinne der Richtlinien und Standards des ICOM und des DMB erfüllen zu können.
  • Der MVT setzt sich für einen angemessenen und qualitätvollen Ausbau der Thüringer Museumslandschaft in ihrer historisch gewachsenen Vielfalt und flächendeckenden Vernetzung ein. Er bekennt sich zu einer strukturierten Museumslandschaft mit Häusern unterschiedlicher Trägerschaften.
  • Der MVT setzt sich für Leitmuseen ein, zu deren Aufgaben die fachliche Patenschaft und Beratung für die jeweilige Region gehört. Leitmuseen sind Museen unterschiedlicher Trägerschaft mit überregionalem Profil.
2. Haushaltsentwicklung
  • Die Museen in Thüringen benötigen eine angemessene Finanzausstattung. Die Kostensteigerungen bei Personal und Sachmitteln sind in den jährlichen Haushalten zu berücksichtigen.
  • Die Museumsträger müssen in die Lage versetzt werden, ihre Museen angemessen finanziell auszustatten, wie durch den Kommunalen Finanzausgleich.
  • Die institutionelle Förderung von Museen durch das Land und das Vergabeverfahren sollen erhalten bleiben. Diese Förderung konzentriert die Mittel auf Museen von landesweiter Bedeutung und orientiert sich an den museumsspezifischen Aufgaben und Leistungen.
  • Die Projektförderung von Museen durch das Land muss deutlich erhöht werden.
  • Die Umsetzung tragfähiger und nach haltiger Struktur- und Finanzierungsmodelle von Museen in Thüringen wird fortgesetzt.
3. Personalentwicklung
  • Der seit 1990 bis heute zu registrierende Personalabbau in den Thüringer Museen muss unverzüglich gestoppt werden.
  • Die Museen in Thüringen benötigen eine angemessene Personalausstattung zur Pflege der Sammlungen, ihrer wissenschaftlichen Bearbeitung und Vermittlung.
  • Für die museumspädagogische und die Öffentlichkeitsarbeit müssen in erheblicher Zahl neue Stellen in den Thüringer Museen geschaffen werden.
  • Die Museen in Thüringen müssen in die Lage versetzt werden, junge und gut ausgebildete Fachkräfte fest einzustellen. Die Anzahl wissenschaftlicher Volontariate muss landesweit erheblich ausgebaut werden. Die Ausbildung von Fachpersonal in den Museen muss erweitert werden.
4. Sammeln und Ausstellen
  • Der MVT empfiehlt seinen Mitgliedsmuseen, sich inhaltlich verstärkt auszurichten, zu profilieren und zu spezialisieren.
  • Der MVT empfiehlt seinen Mitgliedsmuseen, bei Ausstellungen mehr auf Qualität als auf Quantität zu setzen.
  • Der MVT fordert seine Mitgliedsmuseen auf, bis spätestens 2020 schriftliche Sammlungskonzepte sowie Notfallplanungen zu erstellen.
  • Der MVT fordert seine Mitgliedsmuseen auf, bis spätestens 2020 ihre Inventare in Ordnung und die Magazine in einen angemessenen Zustand zu bringen.
  • Die Bestandserhaltung in den Thüringer Museen soll in einem angemessenen Verhältnis zur Bestandserweiterung stehen. Durch Ankäufe, Schenkungen und eigene Sammlungstätigkeit, beispielsweise Grabungen, sind Bestände zu erweitern.
  • Durch Konservierung und Restaurierung müssen die Bestände gesichert und erhalten werden. Der Bestandsverfall muss aufgehalten werden.
5. Forschen und Vermitteln
  • Der MVT setzt sich dafür ein, die museumsspezifische Forschung auszubauen, beispielsweise durch Förderung von Publikationen.
  • Der MVT unterstützt drittmittelbasierte Forschungsprojekte an seinen Mitgliedsmuseen.
  • Die Museen in Thüringen sind die wichtigsten außerschulischen Lernorte. Der MVT fordert seine Mitgliedsmuseen auf, sich mit ihren museumspädagogischen Angeboten noch stärker an das schulische Geschehen anzubinden.
  • Die Entwicklung attraktiver Vermittlungsangebote, insbesondere für Kinder und Jugendliche, muss durch zusätzliche Landesmittel aus dem Bildungs- und Sozialbereich finanziert werden.
6. Kommunikation, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
  • Die interne und externe Kommunikation im MVT, mit den und zwischen den Museen wird fortgesetzt und ausgebaut. Dazu gehört unbedingt der Dialog zwischen Museen, Schulen und freien Bildungsträgern.
  • Der MVT pflegt weiterhin den engen Kontakt zur Legislative und Exekutive im Land. Die Kontakte zu den kommunalen und anderen Museumsträgern sollen ausgebaut werden.
  • Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Werbung und Marketing sind unverzichtbar für eine erfolgreiche Arbeit der Thüringer Museen. Dafür werden Fachpersonal und ein eigenes Budget benötigt.
  • Museen entwickeln sich immer mehr als attraktive Ziele für Kulturtouristen. Deshalb müssen museale Angebote stärker als bisher mit Landesmitteln aus der Wirtschafts- und Tourismusförderung vermarktet und beworben werden.
  • Der MVT empfiehlt seinen Mitgliedsmuseen, für die Kommunikation, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit alle modernen Medien und Vertriebskanäle zu nutzen, beispielsweise das Internet.
7. Kooperationen verstärken
  • Die Zusammenarbeit mit anderen Museen und Universitäten auf internationaler, nationaler und regionaler Ebene muss fortgesetzt und ausgebaut werden. Der MVT empfiehlt, die interdisziplinäre und spartenübergreifende Kooperation zwischen den Museen und mit anderen Kultureinrichtungen zu verstärken.
  • Museen verstehen sich als Orte der Begegnung und des Gesprächs mit den Bürgern ihrer Stadt und Region. Der MVT empfiehlt, die bürgernahe Kooperation mit Freundes- und Förderkreisen von Museen fortzusetzen und auszubauen.