Aktuelle Pressemitteilungen
Vom Präparat zum Vorfahr. Für ihr neues Ausstellungskonzept erhält die Anatomische Sammlung Jena einen Förderpreis des von der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen ausgelobten Museumspreises
Gemeinsame Pressemitteilung des Universitätsklinikums Jena, der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen und des Museumsverbandes Thüringen
Jena, 18. Dezember 2024
Die Lehr- und Forschungssammlung der Jenaer Anatomie befindet sich in den historisch ältesten Räumen der Universität Jena, dem Refektorium des Collegium Jenense, einem ehemaligen Dominikanerkloster. Seit über 200 Jahren dient sie der Studierendenausbildung in der Medizin und war Jahrzehnte lang fast ausschließlich Fachpublikum zugänglich. Heute ist die Sammlung in Trägerschaft der Friedrich-Schiller-Universität Jena und des Universitätsklinikum Jena und wird vom Institut für Anatomie fachlich betreut. Sie umfasst unter anderem etwa 1500 menschliche Präparate, 500 Modelle und Abgüsse sowie 1500 historische Wandkarten und Fotografien.
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Seit zwei Jahren bietet die Sammlung zweimal wöchentlich allgemeine Öffnungszeiten an und konnte in dieser Zeit über 15.000 Besucherinnen und Besucher begrüßen. Um die Dauerausstellung der allgemeinen Öffentlichkeit zu erschließen, überarbeitete das Team der Sammlung grundlegend das Ausstellungskonzept und modernisierte die Präsentation der Exponate wesentlich. Jetzt widmet sich einer der zwei Ausstellungsräume der Erklärung der menschlichen Anatomie nach Organsystemen, die auch zu Unterrichtszwecken geeignet ist. Ein besonderer Bereich gibt Auskunft über verschiedene Präparationstechniken. Im zweiten Ausstellungssaal wird die historische Bedeutung der Anatomischen Sammlung erfahrbar.
Die Auseinandersetzung mit der Geschichte der Sammlung, die Forschung zur Herkunft der Exponate und der ethische Umgang mit Teilen menschlicher Körper sind wesentlicher Bestandteil des neuen Ausstellungskonzeptes. „Wir wollen bewusstmachen, dass wir hier nicht einfach Präparate sehen, sondern Menschen“, betont Dr. Ulrike Lötzsch, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Sammlung, „das ist nicht zuletzt im Sinne unserer Körperspender und derer Familien.“ Deswegen untersucht das Sammlungsteam auch, unter welchen Umständen Körperteile in die Sammlung gelangten und stellt das in den wissenschaftlichen und den moralisch-ethischen Kontext der jeweiligen Zeit. Der emeritierte Anatomieprofessor Christoph Redies, langjähriger Kustos der Sammlung, sagt: „Bei drei Schädeln aus der Kolonialzeit sind wir im Gespräch mit dem Botschafter Namibias über eine Rückführung. Es hat mich sehr beeindruckt, wie der Botschafter die Schädel als seine Vorfahren betrachtete.“
Für ihr neues Ausstellungskonzept erhält die Anatomische Sammlung Jena einen mit 5.000 Euro dotierten Förderpreis, der im Rahmen des Museumspreises von der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen und den Museumsverbänden Thüringen und Hessen vergeben wird. „Besonders beeindruckt war die Jury von der zeitgemäßen und kritischen Präsentation ausgewählter Präparate, schließlich handelt es sich dabei um die ethisch-moralische Problematik der Verwendung menschlicher Leichname in der Anatomie und deren jeweilige gesellschaftliche Kontexte“, betont Nicole Schlabach, Stellvertretende Geschäftsführerin der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen.
„Der neuen Dauerausstellung dieser wichtigen Universitätssammlung gelingt es einerseits sehr gut, die menschliche Anatomie niedrigschwellig zugänglich zu machen. Andererseits ist bei keinem Sammlungsgut Provenienz so bedeutsam, wie bei Präparaten menschlicher Überreste. Dem widmet sich die Ausstellung ebenfalls sehr gewissenhaft. Die Auszeichnung mit dem Förderpreis hat sich diese Dauerausstellung daher sehr redlich verdient“, sagt Prof. Dr. Timo Mappes, 2. Vizepräsident des Museumsverbandes Thüringen e. V. und Gründungsdirektor der Stiftung Deutsches Optisches Museum (D.O.M.) Jena.
Mit dem mit 25.000 Euro dotierten Hauptpreis wird 2024 das Schillerhaus in Rudolstadt ausgezeichnet, ein weiterer Förderpreis ging an Stadtmuseum Hattersheim in Hessen. Die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen lobt den Museumspreis seit 2002 in Kooperation mit dem Museumsverband Hessen e. V. und dem Museumsverband Thüringen e. V. im Zweijahresrhythmus aus.
Bild 1: Blick in die neugestaltete Anatomische Sammlung Jena: Das neue Ausstellungskonzept wurde mit einem Museumsförderpreis der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen ausgezeichnet. Foto: Michael Szabó/UKJ
Bild 2: Ein Förderpreis des Museumspreises 2024 geht an die Anatomische Sammlung Jena. V.l.n.r.: Prof. Bärbel Kracke (FSU Jena), Dr. Ulrike Lötzsch, Prof. Christoph Redies (Anatomische Sammlung), Nicole Schlabach (Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen), Michael Rabich (Sparkasse Jena-Saale-Holzland), Sandra Müller, Prof. Dr. Timo Mappes, (Museumsverband Thüringen e. V.). Foto: Inka Rodigast/UKJ
Kontakt:
Dr. Ulrike Lötzsch
Anatomische Sammlung Jena
E-Mail: Sammlung@med.uni-jena.de
Homepage: www.uniklinikum-jena.de/sammlung
Weitere Informationen:
Museumsverband Thüringen e. V.
Sparkassen-Kulturstiftung :: Sparkassen-Finanzgruppe Hessen-Thüringen
Museumsverband begrüßt geplante Kulturförderung. Stellungnahme zum Regierungsvertrag 2024–2029 zwischen CDU, BSW und SPD im Freistaat Thüringen
Erfurt, 25. November 2024
Der Museumsverband Thüringen e. V. (MVT) sieht in den Gedanken der Koalitionäre zur Kulturförderung vielversprechende Ansätze, um die Thüringer Museumslandschaft nachhaltig zu stärken und gebührend weiterzuentwickeln. Die Museen in Thüringen verzeichnen regelmäßig rund vier Millionen Besuchende pro Jahr, das heißt ungefähr das Doppelte der Einwohnerzahl. Die Thüringer Museen erreichen ein Publikum aus allen Altersgruppen und sozialen Schichten und haben damit ein einzigartiges Potenzial zur Stärkung von Identität und Demokratie in der Region.
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Wir nehmen den im Regierungsvertrag formulierten Auftrag sehr gerne an, gemeinsam mit der neuen Landesregierung einen transparenten Kriterienkatalog für Fördermaßnahmen insbesondere für kleine und mittlere Museen zu erstellen. Hierbei ist uns die regelmäßige Evaluierung der Wirkung solcher Förderungen besonders wichtig. Wir begrüßen zudem die Zusage zur Fortsetzung des erfolgreichen und deutschlandweit einmaligen Förderprogrammes für Volontariate. Dieses Programm stärkt nicht nur die pädagogische und wissenschaftliche Arbeit in den Thüringer Museen, sondern trägt auch zur nachhaltigen Nachwuchsförderung in der Museumslandschaft bei.
Museen sind kulturelle Ankerpunkte in den Regionen sowohl in den Städten, den Gemeinden als auch noch viel mehr auf dem Land. Erst die Museen machen die Geschichte der Schlösser, Burgen und Parkanlagen in der Schlösserstiftung Thüringen lebendig. Museen sind die wichtigsten Partner bei der Nutzung und Bewahrung von historisch bedeutenden Gebäuden und Anlagen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt der geplanten Kulturförderung betrifft die Unterstützung der Provenienzforschung im Bereich des NS-Raubguts und kolonialer Kontexte. Die Ergebnisse dieser Forschungen leisten einen wesentlichen Beitrag zum Gesamtbild der Thüringer Museen. Es ist entscheidend, dass diese Forschungen auch die Zeit der SBZ/DDR einbeziehen, um die noch bestehende Chance zu nutzen, im direkten Austausch mit Zeitzeugen Unrecht aufzuarbeiten.
Selbstverständlich bringen wir uns als MVT aktiv in die Konzeption neuer Museumsprojekte ein und freuen und auf die zukünftige Zusammenarbeit.
Schillerhaus Rudolstadt erhält Museumspreis 2024 der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen. Der Förderpreis geht an die Anatomische Sammlung der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Erfurt, 22. November 2024
Der diesjährige Museumspreis der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen wird an das Schillerhaus Rudolstadt verliehen. Das Literaturmuseum im ehemaligen Wohnhaus der Familie von Lengefeld-Beulwitz widmet sich dem Dichter Friedrich Schiller. Sein Aufenthalt hat sein gesamtes Leben und Schaffen geprägt: Hier traf er das erste Mal auf Johann Wolfgang von Goethe und lernte seine spätere Frau Charlotte von Lengefeld kennen. Das Schillerhaus präsentiert eine lebendige Ausstellung mit zahlreichen Objekten über das Leben der Familien Lengefeld und Beulwitz, über Friedrich Schiller und seiner Zeitgenossen. Zudem bietet das Museum ein vielseitiges Programm für jüngere Gäste an.
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Die Förderpreise gehen nach Jena und Hattersheim. Im Mai 2022 eröffnete die Dauerausstellung in der Anatomischen Sammlung der Friedrich-Schiller-Universität Jena mit einem neuen Ausstellungskonzept, die den Besucherinnen und Besuchern einen niedrigschwelligen Zugang zur menschlichen Anatomie anbietet. Besonders die zeitgemäße und kritische Präsentation ausgewählter Präparate beeindruckte die Jury, schließlich handelt es sich dabei um die ethisch-moralische Problematik der Verwendung menschlicher Leichname in der Anatomie und deren jeweilige gesellschaftliche Kontexte. Das Stadtmuseum Hattersheim in Hessen, das sich im ehemaligen Sarotti-Werkstattgebäude in der Mitte des Hattersheimer Schokoladenviertels befindet, beeindruckte die Jury wiederum durch die museale Aufarbeitung der regionalen Industriezweige.
„Wir freuen uns sehr, dass gleich zwei Thüringer Museen mit dem Museumspreis ausgezeichnet werden. Der Hauptpreis würdigt zu Recht das Schillerhaus Rudolstadt als einen besonderen Ort der Begegnung mit seiner herausragenden Ausstellung und kreativen Vermittlungsprogrammen. Für alle Beteiligten ist das eine große Wertschätzung ihres persönlichen Engagements. Wir sind gespannt, welche neuen Projektideen das Literaturmuseum und die Anatomische Sammlung der Universität Jena mit dem Preisgeld umsetzen werden“, sagt Dr. Roland Krischke, Präsident des Museumsverbandes Thüringen e. V.
Mit den Preisgeldern sollen die Träger ermutigt werden, ihr Engagement fortzusetzen. Der Hauptpreis ist mit 25.000 Euro dotiert, die Förderpreise mit jeweils 5.000 Euro. Die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen lobt den Museumspreis seit 2002 in Kooperation mit dem Museumsverband Hessen e. V. und dem Museumsverband Thüringen e. V. in biennalem Rhythmus aus. Die Preisverleihungen werden voraussichtlich im Frühjahr 2025 stattfinden.
Die Strahlkraft der Thüringer Naturkundemuseen. Das Treffen des Arbeitskreises Naturkunde vom Thüringer Museumsverband e. V. im Museum für Naturkunde Gera
Erfurt, 13. November 2024
Einmal im Jahr treffen sich die Mitglieder der Naturkundemuseen sowie Museen mit naturkundlichen Bereichen des Museumsverbandes Thüringen e. V. in einer ihrer Einrichtungen. In ihrer Herbstsitzung hieß das Museum für Naturkunde Gera die Mitglieder im Schreiberschen Haus willkommen. Anlass des Treffens in Gera war nicht nur die neue Sonderausstellung „Giganten der letzten Eiszeit – Von Höhlenhyänen und Wollhaarnashörnern“, sondern auch die geplanten Entwicklungen in der Geraer Museumslandschaft.
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Nach einer Führung durch die Ausstellungen und die Depoträume wurde vom Leiter des Kulturamtes der Stadt Gera Felix Eckerle der „Masterplan Museen“ vorgestellt, welcher die Probleme der verschiedenen Museumsstandorte mit ihren Ausstellungen lösen soll. Ebenso sind grundlegende Änderungen für die übervollen Sammlungsdepots mit ihren zum Teil kritischen Bedingungen anvisiert. Das soll die Museen zukunftsfähig machen.
Die Mitglieder des Arbeitskreises diskutierten mit dem Kulturamtsleiter Felix Eckerle mögliche Betreibungsformen und berichteten über die Erfahrungen aus der mitteldeutschen Museumsszene. Mike Jessat, Leiter des Arbeitskreises der Naturkundemuseen und Direktor des Naturkundemuseums Mauritianum Altenburg, sagt dazu: „Wir freuen uns, dass das Museum für Naturkunde Gera eine Aussicht auf die Verbesserung seiner Depotsituation hat. Auch wenn Synergien, zum Beispiel durch die Nutzung eines gemeinsamen Gebäudes positiv auf die Wirtschaftlichkeit wirken können, ist es wichtig, dass die Museen ihre institutionelle Eigenständigkeit bewahren.“
Besonders die wissenschaftlichen Museumssammlungen sind, vergleichbar mit Archiven, für eine Stadt wie Gera die Grundlage für regionale Forschungen und daraus ableitend für die Vermittlung der regionalen Erkenntnisse. Identität stiftet ein Naturkundemuseum daher nicht nur durch eine gute Ausstellung, sondern gerade durch wissenschaftliche Erkenntnisse, die durch die Forschung in ihren Sammlungen entstehen. Die Neubearbeitung der fossilen Knochen aus der Hyänenhöhle ist dafür ein gutes Beispiel.
„Die neue Ausstellung hält uns den Wert solcher Sammlungen vor Augen. Die spektakulären Funde aus der Lindenthaler Hyänenhöhle erzählen, wie es in der letzten Eiszeit hier aussah und welche Tiere den Eiszeitmenschen begleiteten. Diese Erkenntnisse können für Geraer Bürgerinnen und Bürger identitätsstiftend sein. Während die einen Gera mit Otto Dix verbinden, sind anderen die archäologischen oder sogar vorzeitlichen Schätze aus ihrer Region vertrauter.“, fasst Jessat zusammen.
Die Thüringer Museumslandschaft ist in Gefahr! Stellungnahme des Museumsverbandes Thüringen e. V. zum vorläufigen Thüringer Landeshaushalt 2025
Erfurt, 29. Oktober 2024
In dem von der amtierenden Thüringer Landesregierung vorgelegten Haushaltsentwurf für das Jahr 2025 werden die Ausgaben für den Museumsbereich drastisch reduziert. Durch die massiven Einschnitte insbesondere bei der Projektförderung wird die Arbeitsfähigkeit der Thüringer Museen in besorgniserregendem Maße beeinträchtigt. Nur die institutionelle Förderung bleibt unangetastet, Mittel für Sonderausstellungen, auf die gerade kleinere und mittlere Einrichtungen stark angewiesen sind, werden ersatzlos gestrichen. Dringend notwendige Investitionen im Bereich Digitalisierung, die nachhaltige Erneuerung der Museen im Blick auf den Klimawandel, aber auch die im Forderungskatalog des Museumsverbandes angedachten Projekte zur Stärkung der Museumslandschaft durch Netzwerkarbeit stehen zur Disposition.
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In der einzigartigen Kulturlandschaft Thüringen können die Museen mit jährlich 4 Millionen Besucherinnen und Besuchern für sich punkten. Es sind in erster Linie Museen, die Thüringen zum Reiseland machen. Die Thüringer Museen bewahren das identitätsstiftende kulturelle Erbe des Freistaates und sind unersetzliche Orte der Bildung und der Begegnung mit einer außerordentlichen Themenvielfalt. Eine Umfrage machte kürzlich deutlich, dass Menschen ihren Museen ungleich mehr Vertrauen entgegenbringen als der Politik. Tatsächlich stufen Menschen die Glaubwürdigkeit der Museen gleich nach den engsten Freunden und der Familie ein. Museen stellen damit den wichtigsten öffentlichen Meinungsbildner dar. Das ist entscheidend bei der notwendigen Auseinandersetzung mit den Stärken der Demokratie im Rahmen der Bildungsarbeit. Und die Möglichkeiten der Museen für die Belebung von Wirtschaft, Tourismus und Bildung sind bei weitem noch nicht ausgeschöpft. Die Sparmaßnahmen blockieren die Weiterentwicklung und Zukunftsfähigkeit der Museumslandschaft.
Die herben Einschnitte in den die Museen betreffenden Teilen des Haushaltes sind in keiner Weise zu rechtfertigen. Für die sich gerade bildende, neue Landesregierung ist dies eine fatale Vorlage. Sie steht in krassem Widerspruch zur Museumspolitik der vergangenen Jahre, die der unersetzlichen Arbeit der Museen Rechnung trug.
Am härtesten trifft es die Projektförderung im Haushalt der Thüringer Staatskanzlei. Den Museen war es in den vergangenen Jahren möglich, vielfältige Sonderausstellungen mit überregionaler Wahrnehmung zu initiieren und ihre Sammlungsbestände durch Ankäufe zu erweitern. Mit einer Kürzung um 74% von 385.000 Euro auf 100.000 Euro wird diese Vielfalt und Weiterentwicklung verloren gehen und der Konkurrenzkampf der Antragsteller um die verbleibenden Finanzmittel untereinander geschürt werden. Wenn sich die Thüringer Museen nicht mehr mit aufsehenerregenden Ausstellungen und interessanten Veranstaltungen präsentieren können, wird es zwangsläufig auch zu einem Rückgang der Zahlen an Besucherinnen und Besuchern kommen.
Äußerst besorgniserregend ist die Reduzierung der Zuweisungen für die Investitionen der Thüringer Museen. Während die Baumaßnahmen am Lindenau-Museum Altenburg unterstützt werden, bleibt daneben nur ein kleiner sechsstelliger Betrag für die übrigen Einrichtungen. Damit haben die Thüringer Museen keinen Spielraum für angemessene bauliche Maßnahmen zu Sicherung ihrer Bestandsgebäude oder Umbaumaßnahmen von Ausstellungsräumen. Auch die zwingend notwendigen Depoträumlichkeiten werden nicht berücksichtigt. Diese Vernachlässigung gefährdet nicht nur die Sicherheit der Sammlungen in den Museen, sondern stellt den gesamten Museumsbetrieb in Frage.
Nicht nachvollziehbar sind die Kürzungen im Restaurierungsprogramm und der Mittel für die Provenienzforschung um 50%. Damit werden notwendige restauratorische Maßnahmen zum Erhalt des Kulturgutes nicht mehr umgesetzt werden. Museen haben eine ethische und moralische Verpflichtung, die Herkunft ihrer Sammlungen zu erforschen und das Kulturgut nachhaltig zu sichern. Eine unzureichende Finanzierung gefährdet daher nicht nur das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Museumslandschaft, sondern untergräbt auch die Integrität der Sammlungen, die für die kulturelle Identität Thüringens von zentraler Bedeutung sind. Die Signalwirkung, dass Thüringen zum jetzigen Zeitpunkt die Möglichkeiten einschränkt über Provenienzforschung politisches Unrecht wieder gutzumachen, ist fatal.
Im Bereich Digitalisierung gibt es ebenfalls erhebliche Kürzungen. Der unrealistisch anmutende Betrag von weit unter 100.000 Euro verweist auf eine unzureichende Wertschätzung der digitalen Transformation in der Museumsarbeit. Digitalisierung ist jedoch unerlässlich, um den Zugang zum Kulturgut auf zeitgemäße Weise zu ermöglichen und zu demokratisieren. Zugleich erhöhen Digitalisierung und Digitalität die internationale Sichtbarkeit der Thüringer Schätze. Sie machen die Institutionen erst zukunftsfähig. Die Museen drohen mit diesen Sparmaßnahmen ihre Konkurrenzfähigkeit in Deutschland und Europa zu verlieren.
Schon vor den angedachten Kürzungen war die Thüringer Museumslandschaft im bundesweiten Vergleich kaum mehr wettbewerbsfähig. Vor allem mit einem niedrigen Lohnniveau seiner überwiegend kommunalen Einrichtungen riskiert der Freistaat, den Anschluss beim Kampf um Fachkräfte ganz zu verlieren. Der 2023 vorgelegte Forderungskatalog des Museumsverbandes Thüringen e. V. versucht mit innovativen Ideen diesen Niedergang zu stoppen. Eine Unterstützung dieser konstruktiven Maßnahmen zum Aufbau neuer Depots, zur Bildung von museumsübergreifenden Teams in Kulturvermittlung, Technik und Marketing und im Bereich des Notfallmanagements ist im Haushaltsentwurf nicht zu finden.
Der Museumsverband Thüringen fordert die Thüringer Landespolitik auf, den Haushaltsentwurf im Sinne der Thüringer Museen zu überdenken und die finanziellen Mittel für Projektförderungen, Investitionen, Restaurierung, Provenienzforschung und Digitalisierung wieder auf den Stand vor den Einschnitten zu erhöhen sowie erste Maßnahmen zur Umsetzung des Forderungskataloges zu ermöglichen. Nur auf Basis einer angemessenen und verlässlichen Finanzierung können die Museen ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden, die ihnen anvertrauten kulturellen Schätze sichern und erforschen sowie ein reichhaltiges und inspirierendes Kulturangebot anbieten, das unzählige Menschen aus der Region, aber auch aus dem In- und Ausland anzieht.
Museumssiegel, Lindenau-Medaillen und die Diskussion um die Zukunft der Museen. Die Mitglieder des Museumsverbandes Thüringen e. V. tagten im Stadtmuseum Saalfeld
Erfurt, 12. September 2024
Ein Jahr ist der neugewählte Vorstand mit Dr. Roland Krischke als Präsident im Amt. Auf der Mitgliederversammlung kamen rund 90 Museumsleitungen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Thüringer Museen sowie politische Vertreterinnen und Vertreter im Stadtmuseum Saalfeld im ehemaligen Franziskanerkloster zusammen. Die Versammlung war geprägt von feierlichen Verleihungen, gemeinsamen Netzwerken und von dem Austausch über die Zukunft der Museen.
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In seiner Begrüßung verwies der Präsident des Museumsverbandes Thüringen e. V. auf die besondere Bedeutung der Thüringer Museen nach dem prekären Wahlergebnis vom 1. September: „Mehr als je gilt es, Thüringen als weltoffen, tolerant und zukunftsfroh zu zeigen. Die Museen seien das kühne Herz des Freistaats. Wir brauchen eine neue Schule der Demokratie für ein gesellschaftliches Miteinander ohne Hass und neue Wege für die Kommunikation ohne Schranken.“, so Dr. Roland Krischke.
Verleihung des Museumssiegels
Das Museum Schloss Ehrenstein in Ohrdruf hat eine bewegende Geschichte hinter sich. Nach dem verheerenden Brand 2013 wurde das Museum in den folgenden Jahren wiederaufgebaut. Durch das unermüdliche Engagement des Museumsteams und aller Beteiligten gelang eine erfolgreiche Neukonzeption der Dauerausstellung sowie des museumspädagogischen Konzeptes mit einem umfangreichen und differenzierten Vermittlungsprogramm. Der Museumsverband Thüringen e. V. überreichte dem Museum Schloss Ehrenstein auf seiner Mitgliedversammlung feierlich das Museumssiegel. Die Auszeichnung ist ein Beleg dafür, dass die musealen Qualitätsstandards erfüllt werden. Die neu entwickelten Ausstellungsbereiche widmen sich der Geologie, der Musik und der Weltwirtschaft. Dabei wurden auch gänzlich neue, bisher unbekannte Themenfelder erschlossen. Dem Museum gelingt es darüber hinaus, sich in kulturelle und touristische Netzwerke einzubringen: Mit Stadtbibliothek, der Tourist-Information, dem Stadtarchiv, dem Kulturamt der Stadt Ohrdruf, dem Bürgersaal sowie dem Rokokosaal für Konzerte und Trauungen ist das Museum ein attraktiver Bestandteil eines multifunktionalen Orts, der fest im Bewusstsein und der Identität der Stadt Ohrdruf verankert ist. Nicht zuletzt verfügt das Museum über eine Photovoltaik-Anlage zur Verbesserung der Energiebilanz und wird somit zukunftsfähig gemacht.
Verleihung der Bernhard-August-von-Lindenau-Medaillen
Der Museumsverband Thüringen e. V. vergab auf der Mitgliederversammlung gleich vier Bernhard-August-von-Lindenau-Medaillen. Mit diesen Ehrenmedaillen werden außerordentliche Leistungen für das Thüringer Museumswesen gewürdigt.
Eva-Maria von Máriássy erhielt die Bernhard-August-von-Lindenau-Medaille für ihr langjähriges Engagement und ihre bedeutenden Beiträge zur Förderung und Entwicklung der Thüringer Museumslandschaft. Seit 1996 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Sommerpalais in Greiz, dessen Leitung sie 2007 bis zu ihrem Ruhestand übernahm. Als Vorstandsmitglied im Museumsverband Thüringen e. V. betreute sie den Arbeitskreis Kunst und die Museen in Ostthüringen, wobei Eva-Maria von Máriássy sich besonders für die kleinen und mittleren Museen einsetzte. Das umfasste nicht nur die Vermittlung von musealen Fachkenntnissen und Beratung in allen Fragen des Museumsalltages, sondern auch die Unterstützung gegenüber den Verwaltungen.
Dr. Gert-Dieter Ulferts war seit 1997 in der Klassik Stiftung Weimar tätig, seit 2005 als Leiter der Kunstsammlungen und stellvertretender Direktor der Museen in der Stiftung. Sein besonderes Augenmerk galt und gilt weiterhin der Provenienzforschung in den Thüringer Museen. Für diese war er stets ein Ansprechpartner in seiner Funktion als Vorstandsmitglied im Museumsverband Thüringen e. V. Maßgeblich brachte er den Aufbau der Koordinierungsstelle Provenienzforschung in der Geschäftsstelle voran. Dr. Gert-Dieter Ulferts engagiert sich weiterhin ehrenamtlich im Vorstand der Weimarer Kunstgesellschaft von Cranach bis Rohlfs e. V. und setzt damit weitere Impulse.
Dr. Ralf Werneburg, Paläontologe, Kurator und ehemaliger Direktor des NaturHistorischen Museums Schloss Bertholdsburg in Schleusingen, erhielt die Auszeichnung für seine herausragenden Verdienste und sein großes Engagement für die Naturkundemuseen und Museen mit naturkundlichen Abteilungen in Thüringen. Als Wissenschaftler hat er einen weltweiten Ruf im Bereich der Paläontologie erlangt. Er widmete sich darüber hinaus besonders den Interessen der Naturkundemuseen und machte auf die Probleme und Erfolge der Südthüringer Museen im Vorstand des Verbandes aufmerksam.
Dr. Thomas Wurzel war Geschäftsführer der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen und Vorsitzender des Hessischen Museumsverbandes e. V. In den 25 Jahren seiner Tätigkeit in Hessen und Thüringen hat er sich weit über den Rahmen seiner beruflichen Tätigkeit hinaus für die Thüringer Museen engagiert und besondere Impulse gesetzt. Darüber hinaus engagiert er sich weiterhin ehrenamtlich in der Thüringer Museumslandschaft, zum Beispiel gehört er seit ihrer Gründung 2018 dem Vorstand der Gerhard Altenbourg Gesellschaft in Altenburg an.
Die Zukunft der Museen
Vor einem Jahr, auf der Mitgliederversammlung vom 14. September 2023 auf Schloss Ehrenstein in Ohrdruf, wurde der „Forderungskatalog des MVT bis 2035“ den Mitgliedern vorgestellt. Darin fordert der Verband die Einrichtung dezentrale und flexible Personal-Pools sowie gemeinschaftlich betriebene Zentraldepots, die mit eigenem Personal und Infrastruktur ausgestattet werden. Eine weitere Forderung bezieht sich auf die Schaffung einer Projektstelle „Notfallplanung“, die beim Museumsverband Thüringen e. V. angesiedelt ist und die diesbezüglichen Fehlstellen vor allem in den kleineren und mittleren Museen abbaut und zuletzt die Aufstockung von institutionellen und investiven Förderungen durch die Thüringer Staatskanzlei.
„Mit der Thüringer Landespolitik fanden bereits Gespräche statt, die uns wiederum ihre Bereitschaft zur Unterstützung bei der Umsetzung unserer Forderungen signalisierten. Nachdem sich die neue Landesregierung konstituiert hat, werden wir weiterhin im Austausch mit den politischen Vertreterinnen und Vertretern stehen, um gemeinsam an der Umsetzung der Forderungen zu arbeiten.“, sagte der Präsident des Museumsverbandes Thüringen e. V., Dr. Roland Krischke.
Die Museumsleitungen und Mitarbeitenden haben auf der Mitgliederversammlung Maßnahmen diskutiert, wie der Forderungskatalog weiter umgesetzt werden kann. Als Beispiel für die Errichtung eines Personal-Pools wurde das MuseumsNetzwerk Süd e. V. vorgestellt, bei welchem bereits gemeinsame personelle und finanzielle Ressourcen in einer Region gebündelt werden. Im Bereich der gemeinschaftlichen Depotnutzung befindet sich das „Sammlungszentrum Henneberg“ bereits im Bau. Hier handelt es sich um eine erfolgreiche Kooperation zwischen dem Hennebergischen Museum Kloster Veßra, dem NaturHistorischen Museums Schloss Bertholdsburg Schleusingen und der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten.
„Wir danken unseren Mitgliedern für die Impulse zur Umsetzung unseres Forderungskataloges. Wir haben noch einen weiten Weg vor uns, um die Situation der Thüringer Museen zu verbessern. Es ist daher wichtig, dass unsere Mitglieder weiterhin ihre Bedürfnisse an ihre Träger und an die Landespolitik formulieren bzw. diese für Ihre Belange sensibilisieren. Wir werden sie weiterhin dabei tatkräftig unterstützen.“, so Krischke weiter.
Bild 1: Verleihung des Museumssiegels v.l.n.r.: Dr. Timo Trümper (Friedenstein Stiftung Gotha), Sandra Müller (Geschäftsstelle MVT), Dr. Roland Krischke (Präsident des MVT), Isabell Hofmann (Stadt Ohrdruf), Dr. Sebastian Faulstich (Museum Schloss Ehrenstein), Prof. Dr. Benjamin-Immanuel Hoff (Minister für Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten).
Bild 2: Verleihung der Bernhard-August-von-Lindenau-Medaillen v.l.n.r.: Prof. Dr. Benjamin-Immanuel Hoff (Minister für Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten), Dr. Thomas Wurzel (ehem. Geschäftsführer der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen), Franziska Zschäck (Freilichtmuseum Hohenfelden), Dr. Gert-Dieter Ulferts (ehem. Klassik Stiftung Weimar), Dr. Ralf Werneburg (ehem. NaturHistorisches Museum Schloss Bertholsburg), Prof. Dr. Timo Mappes (Stiftung Deutsches Optisches Museum), Dr. Gideon Haut (Städtische Museen Heilbad Heiligenstadt), Dr. Andreas Gerth (Museum für Naturkunde Gera) und Dr. Roland Krischke (Präsident des MVT).
Bild 3: Diskussionsrunde um die Zukunft der Museen v.l.n.r.: Christian Hofmann (Schillerhaus Rudolstadt), Steffi Maas (Mühlhäuser Museen), Ingo Weidig (Hennebergisches Museum Kloster Veßra), Dr. Janis Witowski (NaturHistorisches Museum Schloss Bertholsburg), Dr. Roland Krischke (Präsident des MVT).
Effizient und kostensparend. Der Museumsverband Thüringen e. V. setzt sich für die Schaffung von regionalen Gemeinschaftsdepots in Thüringen ein
Erfurt, 14. August 2024
Die Bewahrung des Kulturerbes ist eine der wesentlichen Aufgaben der Thüringer Museen. In der Regel kann nur ein geringer Teil der Sammlungen in den Ausstellungsräumen präsentiert werden. Der größere Teil des Bestandes befindet sich in Depoträumen, in denen Sammlungen mit unterschiedlichsten konservatorischen Anforderungen aufbewahrt werden. Die Bandbreite ist je nach Art und Erhaltungszustand der Objekte sehr groß. Dies stellt viele Häuser vor große Herausforderungen. Gerade kleine und mittlere Museen haben kaum die Möglichkeit, ihre Objekte sachgemäß zu lagern. Ihnen fehlt dafür der Platz, das Geld und – angesichts fehlenden Personals – letztlich auch die Zeit.
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Der Museumsverband Thüringen e. V. bietet regelmäßig Weiterbildungsprogramme und Beratungen für seine Mitgliedsmuseen an, um diese im Bereich Sammlungsmanagement zu schulen und sie im Hinblick auf notwendige konservatorische Maßnahmen zu sensibilisieren. Diese Angebote reichen aber bei Weitem nicht aus, die bestehende Depotproblematik zu lösen. Daher setzt sich der Verband in seinem Forderungskatalog an die Politik für die Einrichtung regionaler Gemeinschaftsdepots ein. Diese bieten eine effiziente Lagerung und Organisation von Sammlungsobjekten. In solchen Depots können die Anforderungen im Hinblick auf Konservierung, klimatische Bedingungen und Sicherheit zielgerichtet umgesetzt werden. Durch die Zentralisierung können Betriebskosten gesenkt und die Logistik für Leihgaben und Transporte vereinfacht werden, da sich alle Objekte an einem Ort befinden.
Es ist das Ziel, in solchen Gemeinschaftsdepots zusätzlich eine Restaurierungswerkstatt, einen Quarantäneraum für von Schädlingen befallene Objekte einzurichten und Möglichkeiten zur digitalen Erfassung zu schaffen. Das heißt, es sollte ein Team gebildet werden, dessen konkrete Zusammensetzung von den jeweiligen regionalen Anforderungen abhängt.
Wichtig wäre in diesem Kontext auch die Anschaffung eines Kulturguttransporters, der allen Thüringer Museen zur Verfügung stehen sollte und den angemessenen Transport der Exponate sicherstellt.
Dass die Vorteile von gemeinschaftlich genutzten Depots überwiegen, wird dadurch bewiesen, dass sich momentan gleich zwei Thüringer Regionen intensiv mit dem Thema auseinandersetzen. Erste Überlegungen für eine gemeinschaftliche Depotnutzung werden in Nordthüringen angestellt. Bereits im Bau befindet sich das „Sammlungszentrum Henneberg“. Das ist ein Zusammenschluss des Hennebergischen Museums Kloster Veßra, des NaturHistorischen Museums Schloss Bertholdsburg Schleusingen und der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, die ein ehemaliges Fabrikgebäude zu diesem Zweck ertüchtigt. Anlass für die Kooperation waren die unzureichenden Depotbedingungen, die letztlich auch die Museumsträger für die Problematik sensibilisierten, die sich von den regionalen Synergieeffekten überzeugen ließen. Bis 2027 wird nun ein modern ausgestattetes Depot entstehen, das den hohen Standards bei der Lagerung von Kulturgut entspricht und zugleich energieeffizient betrieben werden soll.
„In der »Museumsperspektive 2025« empfahl die Thüringer Staatskanzlei interkommunale und trägerübergreifende Depotlösungen zu entwickeln. Genau diesen Gedanken möchten wir weiter voranbringen. Es ist dafür ganz entscheidend, dass Museen ihre Bedarfe ermitteln, die Kommunen als Träger sich zum Beispiel mit der Bereitstellung von Gebäuden einbringen und der Freistaat sich finanziell an der Sanierung beteiligt. Als Museumsverband wollen wir versuchen, alle Beteiligte an einen Tisch zu bringen, um so die Lagerbedingungen unserer Schätze zu verbessern“, so Dr. Roland Krischke, der Präsident des Museumsverbandes Thüringen e. V.
Weiterführende Informationen zum „Sammlungszentrum Henneberg“:
Witowski, Janis: Sammlungszentrum Henneberg. Ein Zentraldepot für zwei Südthüringer Museen und die Schlösserstiftung, In: Museumsverband Thüringen e. V. (Hrsg.): Ehrenamt im Museum, Thüringer Museumshefte 2024, S. 46-49, Open Access unter https://museumsverband-thueringen.de/museumshefte
Bilderauswahl:
Bild 1: Das Sammlungszentrum Henneberg – Blick in eine Ebene der neuen Depot-Räumlichkeiten. In den folgenden Bauabschnitten werden die Fenster verschlossen, Trockenbauwände eingezogen und die Räume mit professioneller Depottechnik versehen. (Foto: Steve Urban)
Bild 2: Sammlungszentrum Henneberg – Bis 2019 diente das Gebäude als Schulungszentrum für Holzverarbeitung im Ort Kloster Veßra. Das Bild zeigt den Zustand vor der Räumung. (Foto: Janis Witowski)
Museumsverbände als Krisenbegleiter. Gemeinsames Jahrestreffen des Museumsverbandes Hessen e. V. und des Museumsverbandes Thüringen e. V.
Erfurt, 28. Juni 2024
In Gotha trafen sich die Vorstandsmitglieder und die Geschäftsstellen der Museumsverbände Hessen und Thüringen zu ihrem traditionellen Jahrestreffen. Anlässlich der Europa- und Kommunalwahlen haben sich beide Verbände zum Thema „Museumsverbände als Krisenbegleiter“ ausgetauscht. Hierbei wurden Initiativen und Partnerschaften in beiden Bundesländern vorgestellt, die sich für Demokratie und gegen Rechtsextremismus einsetzen.
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Gedenkstätten müssen sich immer wieder mit rechtsextremistischen Tendenzen auseinandersetzen und Strategien im Umgang mit anti-demokratischen Gruppierungen entwickeln. Von diesem Erfahrungsvorsprung können auch die Museen profitieren. Die Initiative „Weltoffenes Thüringen“ ist ein beispielgebendes zivilgesellschaftliches Bündnis, an dem sich knapp 7.800 Organisationen und Menschen aus dem gesamten Freistaat Thüringen beteiligen.
„Unsere Museen sehen sich als Bildungsstandorte in der Verantwortung für die demokratischen Grundwerte einzustehen und sich weiter in diesem Sinne zu vernetzen. Ganz im Sinne der ICOM-Definition unterstützen wir als Museumsverbände unsere Mitgliedsmuseen, sich als Orte der Demokratie zu verstehen, an denen Toleranz, Diversität und Weltoffenheit selbstverständlich gelebt werden“, sagt Dr. Roland Krischke, Präsident des Museumsverbandes Thüringen e. V.
„Unser optimistisches Fazit des Jahrestreffens: Kein Museum steht alleine! Unabhängig von seiner Größe kann sich jedes Haus Beratung und Unterstützung über bereits vorhandene Strukturen einholen und sich regionalen Initiativen und Bündnissen anschließen“, betont Christina Reinsch, Geschäftsführerin des Museumsverbandes Hessen e. V.
Information zur ICOM-Definition eines Museums:
„Ein Museum ist eine nicht gewinnorientierte, dauerhafte Institution im Dienst der Gesellschaft, die materielles und immaterielles Erbe erforscht, sammelt, bewahrt, interpretiert und ausstellt. Öffentlich zugänglich, barrierefrei und inklusiv, fördern Museen Diversität und Nachhaltigkeit. Sie arbeiten und kommunizieren ethisch, professionell und partizipativ mit Communities. Museen ermöglichen vielfältige Erfahrungen hinsichtlich Bildung, Freude, Reflexion und Wissensaustausch.“ Quelle: https://icom-deutschland.de/de/component/content/category/31-museumsdefinition.html?Itemid=114
Provenienzforschung in Heilbad Heiligenstadt. Der Museumsverband Thüringen e. V. stellt die Ergebnisse aus zwei Erstcheck-Projekten vor
Erfurt/Heilbad Heiligenstadt, 6. Juni 2024
Die Provenienzforscherinnen des Museumsverbandes Thüringen e. V. haben das Literaturmuseum „Theodor Storm“ und das Eichsfeldmuseum in Heilbad Heiligenstadt zu Hinweisen auf NS-verfolgungsbedingten Entzüge untersucht. Nun liegen die Abschlussberichte vor.
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Das Literaturmuseum „Theodor Storm“ gehört zu einem der 17 Museen des vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste geförderten Erstcheck-Projektes des Museumsverbandes Thüringen e. V. auf der Suche nach Hinweisen auf NS-Raubgut. Damit unterstützt der Museumsverband die teilnehmenden Mitgliedsmuseen bei der Provenienzforschung, die nicht über die entsprechenden finanziellen und personellen Ressourcen verfügen. Das Literaturmuseum wurde 1988 gegründet, daher war es bis jetzt nicht gewiss, ob sich Erwerbungen aus der NS-Zeit im Sammlungsbestand befinden. Der Erstcheck zeigte, dass es circa 1.000 Objekte im Museum gibt, die vor 1945 entstanden sind und die damit potenziell NS-Raubgut sein könnten. Während der ersten kursorischen Prüfung an circa 150 ausgewählten Objekten fanden sich aber keine Hinweise auf unrechtmäßigen Entzug in der NS-Zeit. Dr. Mai Lin Tjoa-Bonatz, die als Provenienzforscherin die wissenschaftlichen Recherchen für den Museumsverband durchführt, fasst ihre Forschung wie folgt zusammen:
„Mobiliar, Fotos und Kunsthandwerk des 19. oder frühen 20. Jahrhunderts im Literaturmuseum zeigen wichtige Provenienzmerkmale: doppelte Signaturen, Aufkleber oder Inventarnummern von anderen Museen, die auf frühere Eigentumsverhältnisse verweisen. Ich habe versucht, die aufgefundenen Herkunftsmerkmale wie zum Beispiel genannte Personennamen oder Stempel in speziellen Forschungsdatenbanken und im Austausch mit Kolleginnen zu identifizieren und konnte dabei keine eindeutigen Indizien auf Raubgut finden. Dennoch besteht weiterer Forschungsbedarf. Das betrifft verschiedene Inschriften, Widmungen und Exlibris in den Büchern, die eingehender studiert werden müssten. Sie vermitteln uns ganz persönliche Details über die Lesenden oder die Eigentümer und Eigentümerinnen der Bücher.“
Im Eichsfeldmuseum Heilbad Heiligenstadt führte Katharina Taxis, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Koordinierungsstelle Provenienzforschung des Museumsverbandes Thüringen e. V., die Recherchen zu Hinweisen auf NS-Raubgut durch. Da die Gründungszeit des Museums in die 1930er-Jahre fällt, galt es zu klären, ob Objekte zwischen 1933 und 1945 an das Museum gelangten. Eine erste Prüfung belegte 463 Zugänge in das Museum für diesen Zeitraum. Bei dem Großteil der Objekteingänge ist die Herkunft und Art der Erwerbung noch nicht eindeutig geklärt und bedarf weiterer Forschung, was insbesondere die Waffen und Gegenstände von vermutlich NS-Verfolgten betrifft. Beispielsweise gelangten zwei Fragmente einer Thora-Rolle in den 1960er-Jahren in das Museum. Ein Thora-Fragment wurde bereits 1989 restituiert und an die Jüdische Landesgemeinde Thüringen übergeben, das andere befindet sich noch im Museum. Durch die Forschung konnten wichtige Provenienzetappen und Thesen zur Herkunft des Thora-Fragments anhand von Archivalien und Briefwechseln zusammengetragen beziehungsweise aufgestellt werden.
Durch beide Erstchecks wurden neben der Erforschung der Provenienzen der Objekte auch wertvolle Erkenntnisse zum jüdischen Leben, zur Shoah sowie zur Zwangsarbeit und Verfolgung durch das NS-Regime im Eichsfeld gewonnen. Die Museumsobjekte sind immer auch mit Biografien regionaler Persönlichkeiten sowie der Ortsgeschichte verbunden. Dieses neu erworbene Wissen möchte Dr. Gideon Haut, Direktor der städtischen Museen Heilbad Heiligenstadt, in die Dauerausstellungen der beiden Museen einfließen lassen:
„Die Ergebnisse der wochenlangen Untersuchungen liefern wichtige Erkenntnisse, die neue Impulse für unsere tägliche Arbeit setzen sowie konkreten Einfluss haben werden auf die Neugestaltung der Dauerausstellungen in beiden Häusern. Für viele Museumsobjekte haben wir nun Antworten zu den historischen Zusammenhängen ihrer Herkunft. Dass sich in vielen Fällen die Verdachtsmomente nicht erhärtet haben, bedeutet auch eine gewisse Erleichterung für die Mitarbeitenden und die ehrenamtlich Tätigen. Ich bedanke mich ausdrücklich bei allen Beteiligten für die gute Zusammenarbeit und die handfesten Hilfestellungen für die Museumsarbeit gerade in kleinen Museen im ländlichen Raum. Es zeigt sich abermals, wie sinnvoll und förderlich die Mitgliedschaft im Museumsverband Thüringen ist, der dieses Projekt initiierte.“
Mit Hilfe der Erstchecks werden lediglich erste Prüfungen des Sammlungsbestandes zu Hinweisen auf NS-verfolgungsbedingte Entzügen vorgenommen, sodass noch weiterer Forschungsbedarf bezüglich der Objektprovenienzen besteht, auch über die NS-Zeit hinaus. Der Museumsverband Thüringen e. V. und die teilnehmenden Heiligenstädter Museen stehen dazu weiterhin im Austausch.
Das Erstcheck-Projekt „Auf der Suche nach NS-Raubgut an 17 Thüringer Museen“ wird vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste gefördert.
Forderungen an die Politik. Der Museumsverband Thüringen e. V. im Gespräch mit Kulturminister Hoff über die Unterstützung der Thüringer Museen
Erfurt, 5. Juni 2024
Dr. Roland Krischke, Präsident des Museumsverbandes Thüringen e. V., übergab dem Minister für Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten und Chef der Staatskanzlei, Prof. Dr. Benjamin-Immanuel Hoff, eine Karikatur, die die dramatische Situation vieler Thüringer Museen in tragikomischer Weise zuspitzt: Ein durch die Masse an immer mehr Aufgaben aufgeblähtes Museum droht schier zu platzen. Aus dem Gebäude dringt ein verzweifelter Hilferuf, während die für die Kultureinrichtung politisch Verantwortlichen das Ganze gelassen beobachten und die offensichtliche Aufgabenüberfrachtung durchaus als machbar einschätzen. Der Museumsverband Thüringen e. V. hat den bekannten Erfurter Künstler Nel alias Ioan Cozacu für die Illustrierung seiner Nöte gewinnen können.
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Der Museumsverband Thüringen e. V. fasst knapp 240 Mitgliedsmuseen von kulturgeschichtlichen und volkskundlichen Einrichtungen bis hin zu Kunst-, Naturkunde- und Technikmuseen, die das Kulturleben in Thüringen maßgeblich gestalten. Neben den klassischen Aufgaben Sammeln, Bewahren, Forschen, Ausstellen und Vermitteln kommen stetig neue Anforderungen hinzu: Museen sollen immer mehr attraktivere Veranstaltungen durchführen, Provenienzforschung in mehreren Unrechtskontexten betreiben, Barrierefreiheit umsetzen und mit der Digitalisierung Schritt halten. All das führt zu einer kontinuierlichen Überlastung der kleinen und mittleren Museen.
Die finanzielle Unterstützung seitens der Politik bei der Bewältigung der Aufgaben ist dabei viel zu gering. Hier müssen – gemäß dem Forderungskatalog des Museumsverbandes – die institutionelle Förderung sowie die Mittel für investive Maßnahmen im Landeshaushalt aufgestockt werden. „Nur mit einem angemessenen Budget können die Thüringer Museen die Anforderungen erfüllen. Es mangelt den Museumsmitarbeiterinnen und -mitarbeitern nicht an persönlichem Engagement und Gestaltungswillen, dafür aber an einer angemessenen Wertschätzung seitens der Politik. Wir hoffen, dass unsere Forderungen Förderungen nach sich ziehen!“, betont Dr. Roland Krischke, Präsident des Museumsverbandes Thüringen e. V.
Der Minister für Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten und Chef der Staatskanzlei, Prof. Dr. Benjamin-Immanuel Hoff, äußert sich zu der Karikatur wie folgt: „Die Thüringer Museen bieten wertvolle Einblicke in unsere Geschichte und Kultur, sie schaffen Räume für Dialog und gemeinsames Erleben. In einer lebendigen Demokratie müssen Museen für alle zugänglich und attraktiv sein. Ich verstehe die heutige Übergabe der Karikatur als Appell an die Politik, die notwendigen Maßnahmen zur Förderung und Stärkung unserer Museen zu ergreifen. Es ist unsere politische Verantwortung, die finanzielle und personelle Unterstützung dieser Einrichtungen zu sichern und auszubauen. Die Vorschläge des Museumsverbandes Thüringen sind wichtig. Wir müssen dafür sorgen, dass ausreichend Mittel für die institutionelle Förderung, für notwendige Investitionen und für gemeinschaftliche Depots bereitgestellt werden, um die Museen fit für die Zukunft zu machen. Ich unterstütze diese Forderungen und freue mich darauf, gemeinsam mit dem Verband und den Museen an einer nachhaltigen Lösung zu arbeiten.“
In seinem „Forderungskatalog des MVT bis 2035“ fordert der Verband die Thüringer Politik auf, das vorgeschlagene Maßnahmenpaket zur Unterstützung der Thüringer Museumslandschaft umzusetzen. Neben der Aufstockung der Förderungen, fordert der Museumsverband Thüringen dezentrale und flexible Personal-Pools, die von mehreren Einrichtungen genutzt werden. Ein Beispiel für ein gut funktionierendes Netzwerk, das die Museen unterstützt und entlastet, ist das MuseumsNetzwerk Süd e. V. in Südthüringen. Weiterhin sollen durch gemeinschaftlich betriebene Depots, die mit eigenem Personal und Infrastruktur ausgestattet werden, zeitgemäße Magazinlösungen für die Thüringer Museen geschaffen werden. Eine weitere Forderung bezieht sich auf die Schaffung einer Projektstelle „Notfallplanung“, die beim Museumsverband Thüringen e. V. angesiedelt ist und die diesbezüglichen Fehlstellen vor allem in den kleineren und mittleren Museen abbaut.
Den gesamten Forderungskatalog des Museumsverbandes Thüringen e. V. finden Sie unter: https://www.museumsverband-thueringen.de/forderungskatalog.
Thüringer Museen fordern mehr Unterstützung von der Politik. Der Museumsverband Thüringen zieht ein Resümee zum Internationalen Museumstag
Erfurt, 19. Mai 2024
Anlässlich des Internationalen Musemstages öffneten zahlreiche Thüringer Museen ihre Türen. Die Auftaktveranstaltung fand dieses Mal im Schillerhaus Rudolstadt statt. Während der gemeinsamen Podiumsdiskussion betonte Bernhard Stengele, zweiter stellvertretender Ministerpräsident und Minister für Umwelt, Energie und Naturschutz die außergewöhnliche Bedeutung der Thüringer Museumslandschaft:
„Eine lebendige Demokratie braucht gute Museen, die sich für die gesamte Bevölkerung öffnen und passende Angebote für alle machen. Und dafür brauchen und erhalten Museen auch unsere Unterstützung. Ich freue mich sehr auf die Gelegenheit, am Internationalen Museumstag im Schillerhaus Rudolstadt, unsere Museumsvielfalt in Thüringen zu würdigen. Gute Museen stärken den Zusammenhalt in unserer Gesellschafft. Ob allein oder in Gruppen, ob mit Schulklassen oder der Familie – die Museen bieten allen Besucherinnen und Besuchern eine gemeinsame Erfahrung, sie laden zum Staunen und Mitmachen ein, zum Grübeln und Diskutieren, schaffen Erkenntnis, Weitblick und Tiefsinn.“
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Dr. Roland Krischke, Präsident des Museumsverbandes Thüringen e. V., hob die schwierige Lage vieler Einrichtungen hervor und verwies auf den Forderungskatalog des MVT: „Museen sind keine reinen Ausstellungsorte, sondern zugleich Orte der Forschung, Bildung und der Begegnungen in einer sich wandelnden Gesellschaft. In vielen Häusern herrscht nach wie vor Personalmangel und es fehlen die finanziellen Mittel für eine moderne Ausstellungsgestaltung, angemessene Depots, museumspädagogische Angebote, Öffentlichkeitsarbeit oder ein effektives Marketing. Der Museumsverband weist mit seinem ‚Forderungskatalog des MVT bis 2035‘ auf viele Defizite hin und fordert zugleich die Thüringer Politik auf, dieses Maßnahmenpaket zur Unterstützung der Thüringer Museumslandschaft sukzessive umzusetzen.“
Der Internationale Museumstag dient als gemeinschaftliche Aktion, um auf die Situation der Museen aufmerksam zu machen. „Wir danken allen Beteiligten für ihr Engagement, diesen Sonntag für die Besucherinnen und Besucher zu einem außergewöhnlichen Tag voller unvergesslicher Erlebnisse werden zu lassen. Dass der Internationale Museumstag in diesem Jahr mit den Thüringer Schlössertagen an Pfingsten zusammenfiel, war für manche Besucherinnen und Besucher ganz gewiss ein zusätzlicher Anreiz, sich auf den Weg zu machen“, sagt Dr. Krischke.
Familienprogramme, Sonderführungen, viel Poesie und vielerorts freier Eintritt am Internationalen Museumstag. Der Museumsverband Thüringen e. V. lädt am 19. Mai 2024 zur Auftaktveranstaltung nach Rudolstadt ein
Erfurt, 13. Mai 2024
Am 19. Mai findet der Internationale Museumstag unter dem Motto „Museen mit Freude entdecken“ statt. Die Besucherinnen und Besucher erwartet an diesem Pfingstsonntag ein abwechslungsreiches Programm mit exklusiven Führungen und Einblicken in die Museumsarbeit sowie vielen Mitmachaktionen. Vielerorts entfällt der Eintritt.
„Für die Museen ist das ein besonderer Tag. Durch Veranstaltungen und Aktionen können die Besucherinnen und Besucher die Vielfalt und den Reichtum der Museen entdecken. Die Museen wiederum machen ihre Sammlungen und Ausstellungen einem breiteren Publikum zugänglich. Dies fördert nicht nur das kulturelle Interesse, sondern auch die Wertschätzung für das kulturelle Erbe, welches in den Museen bewahrt wird“, sagt der Präsident des Museumsverbandes Thüringen e. V., Dr. Roland Krischke.
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Die diesjährige Auftaktveranstaltung beginnt um 11 Uhr im Schillerhaus Rudolstadt und widmet sich der Literatur. Es sprechen Bernhard Stengele (Thüringer Minister für Umwelt, Energie und Naturschutz und zweiter stellvertretender Ministerpräsident), Jörg Reichl (Bürgermeister von Rudolstadt) und Dr. Roland Krischke (Präsident des Museumsverbandes Thüringen e. V.). Thüringen als Literaturland besitzt viele herausragende Literaturmuseen, die sich zu dem gemeinsamen Projekt „Poesie der Dinge“ zusammengeschlossen haben, initiiert vom Thüringer Literaturrat e. V. und dem Museumsverband Thüringen e. V. Fünfzehn Autorinnen und Autoren haben sich mit fünfzehn Objekten in fünf Museen poetisch auseinandergesetzt. Beteiligt waren die Museen Brehms Welt in Renthendorf, das Literaturmuseum „Theodor Storm“ in Heilbad Heiligenstadt, das Lutherhaus Eisenach, das Schillerhaus Rudolstadt und das Romantikerhaus Jena. Hierbei wurden die Museumsobjekte durch die Augen zeitgenössischer Schriftstellerinnen und Schriftsteller betrachtet, welche ihren ganz persönlichen Blick auf die Exponate und die Museen in ihren Texten einbrachten und in einer Publikation veröffentlichten.
Seit 2000 fördert die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen den Internationalen Museumstag und unterstützt seit 2023 besondere Projekte, die aus diesem Anlass in Thüringen und Hessen umgesetzt werden. „Dieses Jahr präsentiert der Museumsverband Thüringen e. V. etwas ganz Besonderes: Das Projekt ‚Poesie der Dinge‘ schlägt eine vortreffliche Brücke zwischen mehreren Förderbereichen unserer Stiftung. In der Publikation nehmen bekannte Autorinnen und Autoren aus Thüringen ausgewählte Museumsexponate in den Blick. Damit sind zum Internationalen Museumstag in Thüringen diesmal nicht nur Museen und ihre Objekte zu entdecken, sondern gleich die Poesie dazu“, schwärmt die stellvertretende Geschäftsführerin der Stiftung, Nicole Schlabach.
Zum Internationalen Museumstag beteiligen sich in Thüringen rund 50 Museen mit über 100 Aktionen. Viele Thüringer Museen bieten ein facettenreiches Programm für die ganze Familie an, so unter anderem das Schlossmuseum Sondershausen mit einem Blick hinter die Kulissen und in das Schaudepot. Anlässlich des Burgenjahres präsentiert das Puppentheater Papperlapapp auf Schloß Burgk das Märchen „Dornröschen“ und das NaturHistorische Museum Schloss Bertholdsburg Herkules im Schattentheater. Die Gedenkstätte Point Alpha bietet offene Gedenkstättenführung mit Gästebegleitung an und das Technische Denkmal „Historischer Schieferbergbau Lehesten“ zeigt Ausschnitte von Zeitzeugeninterviews ehemaliger Bergleute und Schieferwerker. Darüber hinaus wird im Waffenmuseum Suhl die neue Sonderausstellung „Da lacht der Hirsch! – Karikaturen zur Jagd von Haralds Klavinius“ und im Schloss- und Spielkartenmuseum Altenburg die Ausstellung „Aus dem Dunkel der Vorzeit – Altenburgs prähistorische Sammlung in neuem Licht“ eröffnet.
„Eine Auswahl der Angebote in den Thüringer Museen stellen wir interessierten Museumsbesucherinnen und -besuchern in regelmäßigen Abständen auf den Social-Media-Kanälen des Museumsverbandes vor. Reinschauen lohnt sich!“, so Dr. Roland Krischke.
Facebook: www.facebook.com/MuseumsverbandTh
Instagram: www.instagram.com/museeninthueringen
Weitere Informationen zum Internationalen Museumstag und eine Veranstaltungsübersicht für ganz Deutschland ist auf der Plattform des Internationalen Museumstages einsehbar unter www.museumstag.de.
Unterstützung kleinerer und mittlerer Museen. Der Museumsverband Thüringen e. V. im Austausch mit dem MuseumsNetzwerk Süd e. V.
Erfurt, 7. Mai 2024
Die Erwartungen an die Museen sind groß: von zeitgemäßer Museumspädagogik, moderner Ausstellungsgestaltung und öffentlichkeitswirksamem Marketing bis hin zur Klimaneutralität der Häuser sowie Maßnahmen zur Reduktion der Folgen des Klimawandels. In vielen kleinen Museen können diese Bereiche aufgrund von Personalmangel oder fehlender finanzieller Mittel nicht hinreichend bedient werden. Der Museumsverband Thüringen e. V. hat mit dem „Forderungskatalog des MVT bis 2035“ die wichtigsten Ziele für die nächsten zehn Jahre formuliert. Dazu gehört ein Programm zur Unterstützung kleinerer und mittlerer Museen, welches Ressourcen über Netzwerke effizient nutzen soll.
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Ein etabliertes Beispiel ist das MuseumsNetzwerk Süd, welches als Verein 2020 gegründet wurde. Derzeit beraten zwei Museumspädagoginnen und eine Netzwerkerin sechs Mitgliedsmuseen bei museumspädagogischen Angeboten, führen bei Bedarf und initiieren regionale Projekte. Durch das gemeinsame Netzwerk werden die Museumsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter zudem in ihrer Öffentlichkeitsarbeit unterstützt. Sie erhalten Weiterbildungsangebote und Beratung bei Fördermittelprojekten. „Wir verstehen uns als Anlaufstelle für die Museen in Südthüringen. Wir kennen ihre Bedarfe und versuchen, sie mit unseren zur Verfügung stehenden Mitteln aktiv zu unterstützen“, sagt der Geschäftsführer vom MuseumsNetzwerk Süd e. V., Dr. Janis Witowski.
Dr. Roland Krische, Präsident des Museumsverbandes Thüringen e. V., sieht in dem Beispiel aus Südthüringen eine Blaupause für neue Netzwerkbildungen in anderen Regionen. Gemeinsam haben die kleineren und mittleren Häuser die Chance, ihre Lage zu verbessern. Zunächst bedarf es aber der Eigeninitiative der Museen, ihre konkreten Bedarfe zu formulieren und an die Träger und den Freistaat heranzutragen. „Wir sehen unsere Aufgabe als Museumsverband in der deutlichen Markierung der dringenden Bedarfe, der Unterstützung der Netzwerkbildung und in der Lobbyarbeit bei den zuständigen Gremien des Freistaates“, so Dr. Roland Krischke. „Vor allem geht es bei den Netzwerken um Unterstützung in der Vermittlungsarbeit und im Marketing, da kaum eine der kleineren Museumseinrichtungen über eigenes Personal hierfür verfügt oder für den spontanen Bedarf gar vorhalten kann. Denkbar sind aber auch Kompetenzen im Bereich Digitalisierung oder Nachhaltigkeit.“
Neben den fachlichen Kompetenzen muss eine nachhaltige und langfristige Finanzierung des Netzwerkes berücksichtigt werden. Hierfür müssen alle Akteure von Anfang an einbezogen und von der Notwendigkeit der Netzwerkbildung überzeugt werden.
„Für die Museen und die Region ist das MuseumsNetzwerk Süd ein Gewinn. Allerdings ersetzen wir nicht die Museumsarbeit vor Ort, sondern unterstützen die Teams der Museen vor Ort. Die Museen benötigen weiterhin Stammpersonal, insbesondere für die Möglichkeit sehr spezifische Inhalte fachgerecht zu präsentieren“, ergänzt Dr. Janis Witowski.
MuseumsNetzwerk Süd e. V.:
Das MuseumsNetzwerk Süd e. V. unterstützt aktuell sechs Museen bei der Vernetzung, der Öffentlichkeitsarbeit und der Museumspädagogik. Die Geschäftsstelle mit Sitz in Schleusingen koordiniert darüber hinaus Fort- und Weiterbildungsangebote und berät zu Fördermittelanträgen. Zu dem Netzwerk gehören das Stadtmuseum Hildburghausen, das Museum Schloss Glücksburg Römhild, das Deutsche Burgenmuseum Veste Heldburg, das Hennebergische Museum Kloster Veßra, das NaturHistorische Museum Schloss Bertholdsburg und das Museum Eisfeld. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, selbst Fördermitglied zu werden. Weitere Informationen finden Sie unter www.museumsnetzwerksued.de.
Museumsverband Thüringen e. V.:
Der Museumsverband Thüringen e. V. vertritt die Interessen seiner institutionellen und persönlichen Mitglieder. Sein Netzwerk umfasst über 230 Mitgliedsmuseen in ganz Thüringen jeglicher Sparte von kulturgeschichtlichen und volkskundlichen Einrichtungen bis hin zu Kunst-, Naturkunde und Technikmuseen. Die Museumsberaterinnen und die Mitarbeiterinnen der Koordinierungsstelle Provenienzforschung der Geschäftsstelle unterstützen die Mitglieder in allen musealen Belangen und bieten verschiedene Informations- und Weiterbildungsformate an. Weitere Informationen zum Museumsverband Thüringen e. V. finden Sie unter www.museumsverband-thueringen.de.
Bilderauswahl:
Bild: Dr. Roland Krischke (Präsident des Museumsverbandes Thüringen e. V.) und Dr. Janis Witowski (Geschäftsführer vom MuseumsNetzwerk Süd e. V.) treffen sich zum Austausch im NaturHistorischen Museum Schloss Bertholdsburg in Schleusingen.
Foto: MVT
Steigende Besucherzahlen in den Thüringer Museen. Der Museumsverband Thüringen e. V. stellt die Besucherzahlen 2023 vor
Erfurt, 02. April 2024
Der Museumsverband Thüringen e. V. hat im Februar 2024 eine Umfrage zu den Besucherzahlen in seinen Mitgliedsmuseen für das Jahr 2023 durchgeführt. Mit 3.655.075 Besucherinnen und Besuchern ist eine Steigerung gegenüber dem vergangenen Jahr um 11,5% zu verzeichnen. Damit nähern sich die Zahlen dem Niveau vor der Corona-Pandemie an, welches allerdings noch nicht vollständig erreicht ist. „Wir freuen uns sehr über diesen eindeutigen Aufwärtstrend, der weiter anhalten wird“, sagt der Präsident des Museumsverbandes Thüringen e. V., Dr. Roland Krischke. „Die Thüringer Museen sind unverzichtbare Orte für Bildung und Wissensvermittlung, aber auch für die Freizeitgestaltung der Familien und für Begegnungen zwischen den Generationen. Dabei sind die kleinen Häuser im ländlichen Raum nicht weniger wichtig als die Tourismusmagnete in den größeren Städten.“
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Die Klassik Stiftung Weimar führt mit ihren Häusern weiterhin die Liste der meistbesuchten Museen in Thüringen an. Sie konnte im Vergleich zum Vorjahr ein Wachstum der Besuchergruppen um 24,16% verzeichnen. Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des Hauses Am Horn widmete die Klassik Stiftung Weimar dem Pionierprojekt der Moderne das Jahresthema Wohnen. Die Wartburg Stiftung Eisenach und die Gedenkstätte Buchenwald freuten sich ebenfalls über einen Zuwachs der Besucherzahlen.
Das Jahr 2024 bietet erneut zahlreiche Anlässe für einen Museumsbesuch. Neben Sonderausstellungen allerorten, Ferienangeboten und ungewöhnlichen Veranstaltungsformaten feiern einige Museen in diesem Jahr besondere Jubiläen. Das Historische Glasapparatemuseum Cursdorf begeht im Oktober zum Beispiel sein 25-jähriges Bestehen. Das Museum für Angewandte Kunst Gera wird 40 Jahre, das Naturhistorische Museum Schloss Bertholdsburg Schleusingen 90 Jahre und das Thüringer Museum in Eisenach ist sogar 125 Jahre alt. Mit einer Veranstaltungsreihe startete bereits das Museum für Kloster-, Forst- und Jagdgeschichte Paulinzella anlässlich der 900. Wiederkehr der ersten urkundlichen Erwähnung des Klosters Paulinzella.
Darüber hinaus laden besondere Erlebnistage die Museumsbesucherinnen und -besucher ein, die Vielfalt der Museen zu entdecken. Am Sonntag, dem 19. Mai 2024, findet der „Internationale Museumstag“ statt, den der MVT für Thüringen in Rudolstadt eröffnen wird. An diesem Pfingstwochenende (18. –20. Mai 2024) werden von der Schatzkammer Thüringen zugleich die „Thüringer Schlössertage“ begangen. Und auch an dem von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz koordinierten „Tag des offenen Denkmals“ am Sonntag, dem 8. September 2024, beteiligen sich zahlreiche Thüringer Museen mit vielseitigen Angeboten.
Größtes Provenienzforschungsprojekt des Museumsverbandes Thüringen startet. 17 Museen werden in den nächsten zwei Jahren auf Hinweise zu NS-Raubgut untersucht
Erfurt, 19. Februar 2024
Im Januar 2024 startete das zweijährige Erstcheck-Projekt zu NS-verfolgungsbedingten Entzügen an 17 Thüringer Museen. In so unterschiedlichen Häusern wie in der Kunstsammlung Gera, dem Museum Burg Ranis oder dem Deutschen Bienenmuseum Weimar werden die Sammlungen nach Hinweisen auf Objekte mit belasteter Provenienz aus der Zeit von 1933 bis 1945 untersucht.
mehr lesenDer Museumsverband Thüringen e. V. unterstützt seit 2020 die Bestrebungen seiner Mitgliedsmuseen, Provenienzforschung zu den verschiedenen Unrechtskontexten durchzuführen und warb bisher drei Erstcheck-Projekte zu NS-Raubgut und kolonialen Kontexten ein. Zudem wurde 2021 die Koordinierungsstelle Provenienzforschung des Museumsverbandes Thüringen e. V. eingerichtet, die neben der Beratung auch selbst aktiv Provenienzforschung in den Thüringer Museen betreibt.
Die Tagung „Provenienzforschung in Thüringen“ auf Schloss Heidecksburg in Rudolstadt 2022, die der Museumsverband Thüringen e. V. gemeinsam mit dem Thüringer Landesbeauftragten für die Aufarbeitung der SED-Diktatur durchführte, war maßgebend für die weitere Forschungs- sowie die verstärkte Netzwerkarbeit. Die Erfolge der Sensibilisierung und Beratung der Museen zeigt sich deutlich in immer häufigeren selbstständigen Aktivitäten und Projekten der Museen wie beispielsweise am Deutschen Optischen Museum Jena, das bundesweit federführend in der Provenienzforschung zu Technischem Kulturgut geworden ist.
Der Museumsverband Thüringen e. V. hat das vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste geförderte Erstcheck-Projekt „Auf der Suche nach NS-Raubgut an 17 Thüringer Museen“ eingeworben. „Dieser Erstcheck ist der bislang umfangreichste des Museumsverbandes“, sagt Dr. Roland Krischke, der Präsident des Museumsverbandes Thüringen e. V. „Die Provenienzforschung wird an den Museen durchgeführt, die selbst nicht über die entsprechenden finanziellen und personellen Ressourcen verfügen. Damit wollen wir die flächendeckende Provenienzforschung zu den verschiedenen Unrechtskontexten in den musealen Einrichtungen Thüringens weiter fördern.“
Dr. Mai Lin Tjoa-Bonatz unterstützt als neue Kollegin die Koordinierungsstelle Provenienzforschung beim Museumsverband Thüringen e. V. und führt als erfahrene Provenienzforscherin die wissenschaftlichen Recherchen in den einzelnen Museen durch. Sie wird die teilnehmenden Museen besuchen und anhand der Objekte, der Inventare und vorhandener Archivalien sowie in Gesprächen mit regionalen Akteurinnen und Akteuren erstmals systematisch die Sammlungsstücke auf deren mögliche problematische Erwerbsumstände in der Zeit von 1933 bis 1945 untersuchen.
Am 19. Februar 2024 fand die Auftaktveranstaltung im Thüringer Landesmuseum Heidecksburg in Rudolstadt statt. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der teilnehmenden Häuser tauschten sich über den aktuellen Stand und bisherige Erfahrungen zur Provenienzforschung in Thüringen aus. „Wir freuen uns sehr, Gastgeber dieses Auftaktes mit allen Partnern zu sein und die Möglichkeit wahrzunehmen, an unseren Häusern intensive Forschungen betreiben zu können“, sagt Sabrina Lüderitz, Vorstandsmitglied des Museumsverbandes Thüringen e. V. und Direktorin des Thüringer Landesmuseums Heidecksburg.
„Sollten sich im Zuge der Untersuchungen konkrete Hinweise auf NS-verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut finden, werden Folgeprojekte zur vertiefenden Recherche angestrebt, damit nachweislich geraubtes Kulturgut an seine rechtmäßigen Eigentümerinnen und Eigentümer bzw. deren Erben restituiert werden kann“, ergänzt Krischke weiter.
Übersicht der teilnehmenden Thüringer Museen:
An dem Erstcheck beteiligen sich folgende Museen:
- das Schloss- und Spielkartenmuseum Altenburg,
- das Schlossmuseum Arnstadt,
- das Friedrich-Fröbel-Museum Bad Blankenburg,
- die Kunstsammlung Gera,
- das Stadtmuseum Gera,
- das Literaturmuseum „Theodor Storm“ Heilbad Heiligenstadt,
- das Museum Burg Ranis,
- das Thüringer Landesmuseum Heidecksburg mit
- dem Schlossmuseum,
- dem Naturhistorischem Museum,
- der Fürstlichen Erlebniswelten Schloss Schwarzburg und
- dem Museum für Kloster-, Forst- und Jagdgeschichte Paulinzella,
- das Stadtmuseum Saalfeld im Franziskanerkloster,
- das Schlossmuseum Sondershausen,
- das Deutsche Spielzeugmuseum Sonneberg,
- das Hennebergische Museum Kloster Veßra,
- das Deutsche Bienenmuseum Weimar und
- das Museum für Ur- und Frühgeschichte Thüringens in Weimar.
Das Projekt wird vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste gefördert.
Weitere Informationen über Dr. Mai Lin Tjoa-Bonatz:
Dr. Mai Lin Tjoa-Bonatz studierte Kunstgeschichte, Archäologie und Südostasienwissenschaften in Frankfurt am Main. Nach ihrer Promotion arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin, als Koordinatorin und Kuratorin in Deutschland, Singapur und Indonesien. Im Bereich Provenienzforschung hat sie bereits am Museum „Forum der Völker“ in Werl einen Erstcheck zu kolonialem Erbe durchgeführt.
Archiv 2023
mehr lesenDer Museumsverband Thüringen e. V. trauert um Günter Schuchardt
Erfurt, 14. November 2023
Der Vorstand und die Mitarbeiterinnen der Geschäftsstelle des Museumsverbandes Thüringen e. V. trauern um ihren ehemaligen Präsidenten Günter Schuchardt.
Der Ort, mit dem der Name von Günter Schuchardt immer verbunden sein wird, ist die Wartburg. Schon als junger Mann arbeitete er dort in den Semesterferien als Fremdenführer. Seit 1987 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter, von 1995 bis 2021 schließlich Burghauptmann. In dieser Zeit wurde die Wartburg als erste deutsche Burg in die Liste des UNESCO Weltkulturerbes aufgenommen. Unter seiner Regie fanden zwei große und sehr erfolgreiche Thüringer Landesausstellungen statt, „Elisabeth von Thüringen. Eine europäische Heilige“ 2007 sowie „Luther und die Deutschen“ als Höhepunkt der Lutherdekade 2017. Die Wartburg wird von vielen Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft besucht. So konnte Günter Schuchardt neben mehreren Bundespräsidenten und zahlreichen Bundesministern den französischen Staatspräsidenten François Mitterand und den US-amerikanischen Präsidenten Bill Clinton begrüßen. Neben seinem Amt als Burghauptmann war Günter Schuchardt in vielen weiteren Gremien tätig, darunter in der Konferenz Nationaler Kultureinrichtungen, im Thüringer Landesdenkmalrat, in der Sächsischen Akademie der Wissenschaften sowie – als Vertreter des Freistaats Thüringen – im Verwaltungsrat des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg.
Günter Schuchardt gehörte 1990 zu den Gründungsmitgliedern des Museumsverbandes Thüringen e. V. und war seit 1995 im Vorstand tätig. Von 2003 bis 2019 war er Präsident des Verbandes. Er verstand den Museumsverband Thüringen e. V. (MVT) als Dachverband der Thüringer Museen, als Partner in Sach- und Fachfragen und als Interessenvertreter gegenüber Politik und Gesellschaft. Als Präsident hatte er stets ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte seiner Kolleginnen und Kollegen.
Zu den wichtigsten Themen in seinen 24 Jahren als Vorstandsmitglied zählten die Wiederanhebung des Budgets für die Thüringer Museen ab dem Landeshaushalt 2005 und die Erarbeitung zweier Museumsentwicklungskonzepte in den Jahren 1995 und 2011. Eines der schönsten Ergebnisse seiner Vorstandsarbeit war sicherlich die Umsetzung des vom MVT geforderten Thüringer Landesprogramms Volontariat 2015 durch den Freistaat Thüringen.
„Günter Schuchardt wird uns als Grandseigneur der Thüringer Museumslandschaft mit seiner unverwechselbaren Persönlichkeit sehr fehlen. Wir werden seine großen Leistungen für den Verband nicht vergessen.“, so Dr. Roland Krischke, Präsident des Museumsverbandes Thüringen e. V.
Für seine Verdienste wurde der Kulturwissenschaftler Günter Schuchardt im Oktober 2023 mit dem Thüringer Verdienstorden durch den Ministerpräsidenten Bodo Ramelow ausgezeichnet. Bereits 2019 erhielt er die Bernhard-von-Lindenau-Medaille des MVT als Auszeichnung für seine Verdienste um die Thüringer Museumslandschaft. Er verstarb am 13. November 2023 im Alter von 69 Jahren in Eisenach.
Bild: Günter Schuchardt (Foto: MVT)
Rund 1,93 Mio. Euro für Provenienzforschung im Bereich „NS-Raubgut“. Deutsches Zentrum Kulturgutverluste bewilligt in der zweiten Antragsrunde 2023 Mittel für 18 Forschungsprojekte.
MAGDEBURG, 10. NOVEMBER 2023
Rund 1,93 Millionen Euro hat das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste in der zweiten Förderrunde 2023 für Provenienzforschung im Bereich „NS-verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut“ bewilligt. Die Stiftung in Magdeburg unterstützt insgesamt 18 Forschungsprojekte in dieser zweiten Antragsrunde finanziell, damit z.B. Museumsbestände auf NS-Raubgut hin untersucht oder verlorene Sammlungen verfolgter jüdischer Bürger:innen rekonstruiert werden können. Über die Vergabe entscheidet jeweils der Vorstand des Zentrums auf Empfehlung seines Förderbeirats.
Informationen über jüdische Kunstsammler:innen in der Zeit des Nationalsozialismus will ein Projekt des Stadtmuseums der Landeshauptstadt Düsseldorf und der Max Stern Foundation in Kooperation mit dem Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein zusammentragen. Dabei sollen die Transaktionen der Düsseldorfer Galerie Stern und speziell ihre Kundenkartei näher untersucht werden, um Erkenntnisse insbesondere über die jüdischen Kund:innen der Galerie und mögliche Zwangsverkäufe zwischen 1933 und 1935 zu gewinnen. Der Kunsthändler Max Stern wurde als Jude verfolgt und floh im Jahr 1937 aus Deutschland. Das Forschungsprojekt baut auf dem ebenfalls vom Zentrum geförderten Stern Cooperation Project auf, das die Geschichte der deutsch-jüdischen Kunsthändlerfamilie Stern und das Schicksal ihres Kunstbestandes erforscht hat.
Insgesamt 17 Thüringer Museen begeben sich in einem Projekt des Museumsverbandes Thüringen e. V. auf die Suche nach NS-Raubgut. So unterschiedliche Häuser wie das Deutsche Bienenmuseum Weimar, das Schloss- und Spielkartenmuseum Altenburg oder das Literaturmuseum „Theodor Storm“ in Heilbad Heiligenstadt werden in ihren Sammlungen Hinweise auf belastete Provenienzen suchen. Mit diesem groß angelegten Erstcheck sollen auch kommunale Museen Provenienzforschung betreiben können, die selbst nicht über entsprechende Mittel verfügen. Das Projekt soll einen Überblick über die Archiv- und Depotsituation in den Museen und Erkenntnisse über die Museums- und Regionalgeschichte liefern sowie Akteure und Netzwerke des Kunst- und Antiquitätenhandels untersuchen.
Bund und Länder haben seit 2008 die Provenienzforschung im Bereich NS-Raubgut mit insgesamt rund 50.8 Millionen Euro gefördert, mit denen bislang 445 Projekte realisiert werden konnten. Das von Bund, Ländern und kommunalen Spitzenverbänden zum 01.01.2015 gegründete Deutsche Zentrum Kulturgutverluste in Magdeburg ist in Deutschland zentraler Ansprechpartner zu Fragen unrechtmäßig entzogenen Kulturguts. Das Zentrum wird von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien institutionell gefördert und erhält von dort auch die Mittel für seine Projektförderung.
Das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste fördert nicht nur Forschungsprojekte, die der Herbeiführung gerechter und fairer Lösungen dienen sollen, es dokumentiert darüber hinaus Kulturgutverluste auch in seiner öffentlich zugänglichen Datenbank „Lost Art“ als Such- und Fundmeldungen. Die Ergebnisse der geförderten Forschungsprojekte stellt das Zentrum in seiner Forschungsdatenbank „Proveana“ unter www.proveana.de dar.
Weitere Informationen zu den Fördermöglichkeiten unter: kulturgutverluste.de
Die Pressemitteilung als PDF finden Sie hier sowie die Anlage.
Deutsches Zentrum Kulturgutverluste
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Humboldtstraße 12 | 39112 Magdeburg
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Provenienzforschung bringt Licht ins Dunkel. Museumsverband Thüringen e. V. stellt seine Forschungsergebnisse aus dem Erstcheck „koloniale Kontexte“ vor
Erfurt, 23. Oktober 2023
Der Museumsverband Thüringen e. V. hat das Provenienzforschungsprojekt Erstcheck zu kolonialen Kontexten an fünf Thüringer Museen erfolgreich beendet und die Auswertungen abgeschlossen. Der sogenannte Erstcheck, eine wissenschaftliche Vorprüfung von Museumsbeständen hinsichtlich einer möglicherweise problematischen Herkunft, wurde vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste gefördert und vom Museumsverband Thüringen e. V. begleitet. Die Ethnologin und Provenienzforscherin Hannah Romstedt forschte sechs Monate lang an der Staatlichen Bücher- und Kupferstichsammlung Greiz, im Stadtmuseum Gera, im Thüringer Landesmuseum Heidecksburg in Rudolstadt, im Deutschen Spielzeugmuseum Sonneberg und im Naturkundemuseum Mauritianum Altenburg nach außereuropäischen Museumsbeständen. Ziel war es zu klären, ob es an den Museen Sammlungsbestände aus kolonialen Kontexten gibt und ob in den geprüften Sammlungen weiterführender Forschungsbedarf besteht.
Insgesamt sind im Zuge des Projektes über 2.200 außereuropäische Objekte sowie 42 menschliche Überreste dokumentiert worden. Davon wurden ca. 32 Prozent einem vermuteten Unrechtskontext zugeordnet. Für ca. 63 Prozent ist hingegen offen, ob es sich um problematische bzw. gewaltvolle Erwerbsumstände handelt. Dies betrifft vor allem Objekte, die aus formalen Kolonialherrschaften stammen oder die momentan noch keiner Herkunftsregion oder Volksgruppe zugeordnet werden konnten. Im Museumsinventar gibt es beispielsweise nur den Vermerk „Afrika“, sodass hierbei noch eine genaue fachliche Einordnung der Objekte durch spezialisierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vorgenommen werden muss.
Hannah Romstedt hielt zudem erstmals zahlreiche Biografien von beteiligten Personen in kolonialen Kontexten aus Thüringen fest, zum Beispiel von Militärangehörigen, Kolonialbeamten, Geschäftsleuten und Sammlern.
Der Präsident des Museumsverbandes, Dr. Roland Krischke, stellt zum Projektabschluss erfreut fest: „Die Kolonialzeit und deren Folgen für die Bestände der Thüringer Museen sind kaum erforscht. Unser Projekt konnte ein wenig Licht ins Dunkel bringen. Die teilnehmenden Museen haben jetzt nicht nur deutlich mehr Erkenntnisse über ihre Sammlungen gewinnen, sondern auch ihr wissenschaftliches Netzwerk ausbauen können. Außerdem ergeben sich zahlreiche neue Fragen und Forschungsansätze, die die Museen aufnehmen und weiterverfolgen möchten.“
Ein wichtiger Grundstein ist gelegt. Folgeprojekte, die einer vertieften Untersuchung dienen, können nun durch die Museen selbst und mit Unterstützung durch die Koordinierungsstelle Provenienzforschung beim Museumsverband Thüringen e. V. erarbeitet werden.
Was passiert mit den Forschungsergebnissen in den einzelnen Häusern? Einige der teilnehmenden Museen haben bereits gehandelt. In Greiz wurde eine Sondervitrine mit einem „pustaha“, einem Zauberbuch des Volkes der Batak aus Indonesien, eingerichtet. Ähnliche pustaha wurden in den teilnehmenden Museen in Gera und Rudolstadt identifiziert. Sie werden dank des Projektes künftig in wissenschaftliche Datenbanken aufgenommen und können somit von Experten näher untersucht werden.
Für die Ambo-Puppe der Ovambo aus Namibia im Deutschen Spielzeugmuseum bleiben die Erwerbsumstände zunächst noch ungeklärt. Im Rahmen der Dauerausstellung wurde sie als eine Urform einer Puppe dargestellt. Im Zuge des Erstchecks konnte jedoch eindeutig nachgewiesen werden, dass es sich um ein Fruchtbarkeitssymbol handelt. Das Museum nahm daraufhin die Ambo-Puppe aus der Ausstellung heraus und arbeitet an einer neuen Konzeptionierung.
Besonders viele Objekte außereuropäischer Herkunft beherbergt das Naturkundemuseum Mauritianum Altenburg. Hier befinden sich zum Beispiel Gegenstände der OvaHerero aus Namibia, für die ein gewaltvoller Erwerb sehr wahrscheinlich ist, und vieler weiterer Herkunftsgesellschaften aus der ganzen Welt. Um die Umstände des Erwerbes zu klären, kann auf umfangreiche Aktenbestände und Korrespondenzen zurückgegriffen werden. Der Museumsleiter Mike Jessat möchte hierfür schnellstmöglich ein eigenes, langfristiges Projekt einleiten.
Im Jahr 2019 haben die Bundesländer, der Bund und die kommunalen Spitzenverbände die „Ersten Eckpunkte“ zum Umgang mit Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten beschlossen, um gemeinsam verantwortungsvolle und faire Lösungen zu finden. Auf Grundlage dieses Papiers wurde beim Deutschen Zentrum Kulturgutverluste ein eigener Förderbereich eingerichtet, um die Erforschung der Sammlungen in deutschen Museen, Bibliotheken und Archiven zu unterstützen.
Zusatzinformationen:
PDF-Datei „Weiterführende Informationen“, einschließlich der Begriffsdefinitionen zur Provenienzforschung und dem Erstcheck
Der Erstcheck zu außereuropäischen Sammlungsbeständen im Naturkundemuseum Mauritianum Altenburg, im Stadtmuseum Gera, in der Staatlichen Bücher- und Kupferstichsammlung Greiz, im Thüringer Landesmuseum Heidecksburg in Rudolstadt und im Deutschen Spielzeugmuseum Sonneberg wurde gefördert vom Deutschen Zentrum Kulturguitverluste.
Informationen zum Museumsverband Thüringen e. V.:
Der Museumsverband Thüringen e. V. vertritt die Interessen seiner institutionellen und persönlichen Mitglieder. Sein Netzwerk umfasst derzeit 237 Mitgliedsmuseen in ganz Thüringen jeglicher Sparte von volkskundlichen und kulturgeschichtlichen Einrichtungen bis hin zu Kunst- und Naturkundemuseen. Die Museumsberaterinnen und die Mitarbeiterinnen der Koordinierungsstelle Provenienzforschung der Geschäftsstelle unterstützen die Mitglieder in allen musealen Belangen und bieten verschiedene Informations- und Weiterbildungsformate an. Weitere Informationen zum Museumsverband Thüringen e. V. sind abrufbar unter www.museumsverband-thueringen.de.
Bilderauswahl:
Bild 1: Sammlungsmitarbeiterin Manuela Müller nimmt die Ambo-Puppe aus der Dauerausstellung im Deutschen Spielzeugmuseum in Sonneberg. (Foto: Deutsches Spielzeugmuseum)
Bild 2, v.l.n.r.: Mike Jessat (Direktor des Naturkundemuseums Mauritianum Altenburg), Katharina Taxis (wissenschaftliche Mitarbeiterin der Koordinierungsstelle Provenienzforschung beim MVT) und Thomas Fanghänel (Mitarbeiter im Mauritianum) vor den OvaHerero-Objekten des Museums. (Foto: MVT)
Bild 3: Museumsleiter, Dr. Ulf Häder, und Provenienzforscherin Hannah Romstedt während ihrer Forschung an der Staatlichen Bücher- und Kupferstichsammlung in Greiz. (Foto: MVT)
Forderungen der Thüringer Museen an die Politik. Der Museumsverband Thüringen e. V. wählte einen neuen Vorstand und stellt einen Forderungskatalog vor
Erfurt, 15.09.2023
Am Donnerstag, den 14. September 2023 fand die jährliche Mitgliederversammlung des Museumsverbandes Thüringen e. V. im Schloss Ehrenstein in Ohrdruf statt. Fast 100 Museumsleitungen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Thüringer Museen sowie auch politische Vertreterinnen und Vertreter tauschten sich auf dem Verbandstag aus und vertieften untereinander ihre Kontakte.
Der bisherige Vorstand des Museumsverbandes hat in seinem Verbandsjahr 2022 bis 2023 ein Stimmungsbild zur Situation der Thüringer Museen bei den Mitgliedern eingeholt. Auf dieser Grundlage hat der Verband Forderungen an die Museumsträger und an die Kulturpolitik bis 2035 formuliert.
Die Forderungen beziehen sich auf die personelle Unterstützung der kleineren und mittleren Museen bei der Notfallplanung und in den Bereichen Museumspädagogik, Marketing, Ausstellungsaufbau und Nachhaltigkeit durch die Schaffung dezentraler regionaler Service-Pools. Dort angesiedelt werden sollten auch die zur Sicherung des kulturellen Erbes zu schaffenden regionalen Gemeinschaftsdepots, bei denen zugleich Restaurierungs- und Digitalisierungsaufgaben wahrgenommen werden könnten. Um den Veränderungen und Entwicklungen in der Thüringer Museumslandschaft in den letzten Jahren gerecht zu werden und überregional bedeutsame Museen zu fördern, wird außerdem eine Aufstockung des Budgets der institutionellen Förderung um vier Millionen Euro angestrebt. Das Budget für investive Mittel sollte auf fünf Millionen Euro erhöht werden, damit die Museen zeitnah die anstehenden Aufgaben, beispielsweise Umbauten für mehr Energieeffizienz und Klimaneutralität, angehen können.
Staatssekretärin für Kultur des Freistaats Thüringen, Tina Beer, die beim gestrigen Verbandstag ein Grußwort sprach, sagte zu den Forderungen: „Die Vorstellung des Positionspapiers durch den Museumsverband markiert einen wichtigen Schritt in der politischen Diskussion. Es freut mich zu sehen, dass viele der Forderungen, insbesondere die verstärkten Kooperationen zwischen unseren Museen, bereits in unseren laufenden Initiativen wie der ‘Museumsperspektive 2025’ verankert sind. Das MuseumsNetzwerk Süd etwa steht exemplarisch für diese erfolgreichen Kooperationen und dient als vorbildhaftes Beispiel. Die Landesregierung ist auch weiterhin bereit, solche Projekte zu unterstützen. Die Initiative und Organisation dieser Projekte müssen jedoch aus den Museen selbst und ihren Trägern kommen. Ich verstehe die damit einhergehenden Herausforderungen insbesondere in Anbetracht der finanziellen Anforderungen. Unsere Förderungen können jedoch kein Ersatz sein, sondern sollen als ergänzende Unterstützung dienen. Der Haushalt für 2024 wurde in den Thüringer Landtag eingebracht und sieht Mittelerhöhungen in nahezu allen Kulturbereichen vor. Nun ist es an den Landtagsabgeordneten aller demokratischen Fraktionen, unseren Museen und den weiteren kulturellen Institutionen unseres Landes den Weg für diese sichere Grundlage freizumachen.“
Turnusgemäß fanden die Wahl des Vorstandes und erstmals die Wahl der Präsidentin oder des Präsidenten durch die Mitglieder statt. Der Vorstand bedankte sich herzlich bei den ausscheidenden Vorstandsmitgliedern, Eva-Maria von Máriássy (ehemalige Direktorin der Staatlichen Bücher- und Kupferstichsammlung Greiz), Dr. Gert-Dieter Ulferts (ehemaliger Direktor der Museen in der Klassik Stiftung Weimar) und Dr. Ralf Werneburg (Direktor des Naturhistorischen Museums Schloss Bertholdsburg in Schleusingen) für ihr jahrelanges Engagement und ihren Einsatz für die Thüringer Museen.
Dem Vorstand gehören ab sofort an Dr. Andreas Gerth (Kommissarischer Leiter / wissenschaftlicher Mitarbeiter (Botanik) im Museum für Naturkunde Gera mit Botanischem Garten), Dr. Ulf Häder (Direktor Staatliche Bücher- und Kupferstichsammlung Greiz), Dr. Gideon Haut (Direktor der städtischen Museen Heilbad Heiligenstadt), Christian Hofmann (Leiter Schillerhaus Rudolstadt), Dr. Roland Krischke (Direktor der Altenburger Museen), Sabrina Lüderitz (Direktorin Thüringer Landesmuseum Heidecksburg Rudolstadt), Prof. Dr. Timo Mappes (Leiter Stiftung Deutsches Optisches Museum (D.O.M.) Jena), Dr. Antje Neumann (Museumsleiterin Keramik-Museum Bürgel und Bauhaus-Werkstatt-Museum Dornburg), Sabine Schemmrich (Leiterin Museum Schloß Burgk), Dr. Timo Trümper (Direktor der Abteilung Wissenschaft und Sammlungen sowie der Abteilung Wissenschaft und Sammlungen in der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha) und Franziska Zschäck (Leiterin Thüringer Freilichtmuseum Hohenfelden). Aus dem Kreis der Vorstandsmitglieder wurde Dr. Roland Krischke zum Präsidenten gewählt, der seit September 2022 das Amt kommissarisch innehatte.
In der Vorstandssitzung stellte sich der neugewählte Vorstand geschlossen hinter den Forderungskatalog. „Mit dem Rückhalt des neuen Vorstandes und den positiven Signalen durch die Mitgliederversammlung wollen wir uns an die demokratischen Parteien in Thüringen wenden, um im Vorfeld der Wahlen 2024 für die baldige Umsetzung der Forderungen zu werben.“, so Dr. Roland Krischke.
Ein weiterer Höhepunkt des Verbandstages war die Verleihung der Bernhard-August-von-Lindenau-Medaille an Ralf Seeber. Als Fachberater Notfallverbünde Thüringen des Kulturrates Thüringen e. V., ehemaliger Wachabteilungsführer und Einsatzleiter der Berufsfeuerwehr Weimar setzt er sich sehr stark für den Kulturgutschutz in Thüringen ein. Durch die Initiative der Notfallverbünde in Thüringen werden die Museen auf einen möglichen Schadensfall vorbereitet. Dazu zählt ein funktionierendes Netzwerk und die Bereitschaft, sich allgemein mit der Notfallvorsorge im eigenen Haus auseinanderzusetzen. Mit dieser Ehrenmedaille wird Ralf Seeber für seine außerordentlichen Leistungen für das Thüringer Museumswesen gewürdigt.
Weitere Informationen:
Der Museumsverband Thüringen e. V. vertritt die Interessen seiner institutionellen und persönlichen Mitglieder. Sein Netzwerk umfasst derzeit 236 Mitgliedsmuseen in ganz Thüringen jeglicher Sparte von volkskundlichen und kulturgeschichtlichen Einrichtungen bis hin zu Kunst- und Naturkundemuseen. Die Museumsberaterinnen der Geschäftsstelle unterstützen die Mitglieder in allen musealen Belangen und bieten verschiedene Informations- und Weiterbildungsformate an. Weitere Informationen finden Sie unter www.museumsverband-thueringen.de.
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Bild 1: Dr. Roland Krischke, Präsident des Museumsverbandes Thüringen e. V., und Tina Beer, Staatssekretärin für Kultur des Freistaats Thüringen, überreichen die Bernhard-August-von-Lindenau-Medaille an Ralf Seeber. (Foto: MVT)
Bild 2: In den Vorstand des Museumsverbandes Thüringen e. V. wurden gewählt (von links nach rechts) Dr. Timo Trümper, Dr. Ulf Häder, Prof. Dr. Timo Mappes, Franziska Zschäck, Dr. Roland Krischke (Präsident), Sabrina Lüderitz, Dr. Antje Neumann, Dr. Gideon Haut, Christian Hofmann. Abwesend waren Dr. Andreas Gerth und Sabine Schemmrich. (Foto: MVT)
Eine Thüringer Digitalstrategie für die Kultur. Museen werden zur Beteiligung aufgerufen
Erfurt, 16. August 2023
Die Thüringer Staatskanzlei stellte Ende Juni im Haus Dacheröden in Erfurt im Rahmen des 8. Thüringer Kulturforums die ersten Ergebnisse der Digitalstrategie für die Thüringer Kultur vor. Jetzt beginnt die Ausarbeitung der operativen Ziele und Maßnahmen, bei denen sich die Thüringer Museen aktiv einbringen und ihre Interessen vertreten können.
Ob in der Arbeitswelt, in der Bildungslandschaft oder in der Verwaltung, die facettenreichen Anforderungen der fortschreitenden Digitalisierung und Digitalität haben bereits alle Lebensbereiche erfasst, so auch den Kultursektor. Um sich diesen Herausforderungen zu stellen, hat die Thüringer Staatskanzlei gemeinsam mit der Digitalagentur Thüringen GmbH im Frühjahr 2023 die Ausarbeitung einer Digitalstrategie für die Thüringer Kultur begonnen. „Wir als Museumsverband Thüringen haben diesen offen angelegten Prozess von Anfang an mitbegleitet“, schildert Sabrina Lüderitz, Sprecherin des Digitalbeirates des Museumsverbandes Thüringen e. V. und Direktorin des Thüringer Landesmuseums Heidecksburg. „Vertreterinnen und Vertreter aller Kultursparten wurden an einen Tisch gebracht. Gemeinsam haben wir eine Vision formuliert, in der durch digitales Handeln und Denken besonders der Teilhabe und Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle zukommen. Daraufhin haben wir Handlungsfelder und Ziele abgeleitet“, so Lüderitz.
„Jetzt gilt es die Kulturakteurinnen und -akteure zu motivieren, diese gemeinsamen Ziele mit Inhalten zu füllen. Die Digitalstrategie definiert die Aufgaben, denen wir uns stellen müssen. Innerhalb der Thüringer Kulturlandschaft können nun alle Beteiligten in einen engen Austausch zum Thema Digitalisierung und Digitalität treten und sich noch effektiver als bisher abstimmen. Diese Chance sollten wir nutzen“, sagt der Präsident des Museumsverbandes Thüringen e. V. und Direktor der Altenburger Museen, Dr. Roland Krischke.
Die eigentliche Arbeit fängt jetzt erst an. Interessierte Kulturakteurinnen und -akteure können sich aktiv in den verschiedenen Fachgruppen einbringen. Themenschwerpunkte sind beispielsweise „Kulturelle Bildung digital“, „Digitaler Kulturtourismus“ „Verwaltung, Personal und Organisationskultur“ oder auch „Digitalisierte Produkte, Anwendungen und Geschäftsmodelle“. Diese Fachgruppen treffen sich in jeweils eigenständiger Organisation zumeist digital, um die erarbeiteten Ziele beziehungsweise Handlungsfelder mit Maßnahmen zu untersetzen und die Strategie umzusetzen. Sie arbeiten sparten- und/oder themenspezifische Maßnahmen aus.
Interessierte können sich an Niels Jüngling, Referent für Digitalisierung der Thüringer Digitalagentur unter der E-Mail njuengling@da-th.de oder telefonisch unter 0361 5603 346, wenden und sich über die Teilnahme an den Fachgruppen und aktuellen Terminen erkundigen.
Alle Ergebnisse werden in der „Arbeitsgruppe Digitalität“ gebündelt. Weit mehr als 20 Expertinnen und Experten aus dem Kultursektor wirkten im Vorfeld an der Erstellung der Digitalstrategie mit. Die Arbeitsgruppe wird sich vor allem der langfristigen Strategieentwicklung und -umsetzung widmen.
Die Thüringer Digitalstrategie für die Kultur stellt die Digitalagentur unter www.digitalagentur-thueringen.de/aktuelles/digitalstrategie-thueringer-kultur zur Verfügung.
Informationen zum Museumsverband Thüringen e. V.:
Der Museumsverband Thüringen e. V. vertritt die Interessen seiner institutionellen und persönlichen Mitglieder. Sein Netzwerk umfasst derzeit 236 Mitgliedsmuseen in ganz Thüringen jeglicher Sparte von volkskundlichen und kulturgeschichtlichen Einrichtungen bis hin zu Kunst- und Naturkundemuseen. Die Museumsberaterinnen der Geschäftsstelle unterstützen die Mitglieder in allen musealen Belangen und bieten verschiedene Informations- und Weiterbildungsformate an. Besonders der Arbeitskreis Digitales Museum widmet sich aktuellen Diskursen. Weitere Informationen zum Museumsverband Thüringen e. V. sind abrufbar unter www.museumsverband-thueringen.de.
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Bild 1 und Bild 2: Podiumsdiskussion zur Thüringer Digitalstrategie auf dem 8. Thüringer Kulturforum im Haus Dacheröden in Erfurt vom 29.06.2023. (Foto: MVT)
v.l.n.r.: Prof. Dr. Benjamin-Immanuel Hoff, Minister für Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten und Chef der Staatskanzlei, Prof. Rolf Kruse, Professur Digitale Medien und Gestaltung an der FH Erfurt, Dr. Roland Krischke, Präsident des Museumsverbandes Thüringen e. V. und Direktor der Altenburger Museen sowie Anika Luthardt, freiberufliche Redakteurin, Journalistin und Autorin von „Feels like Erfurt“.
Bild 3: Austausch auf dem 8. Thüringer Kulturforum
Die Resonanz zum Internationalen Museumstag 2023 – ein großer Erfolg. Ein Resümee des Museumsverbandes Thüringen e. V.
Erfurt, 24. Mai 2023
Am Sonntag, den 21. Mai, fand zum 46. Mal der Internationale Museumstag unter dem Motto „Happy Museums. Nachhaltigkeit und Wohlbefinden“ statt. Der Deutsche Museumsbund koordiniert diesen Aktionstag bundesweit und in enger Kooperation mit den Museumverbänden und -ämtern der Länder. Der Tag bot den Museen die Möglichkeit, auf sich aufmerksam zu machen, über ihre Arbeit zu berichten und Klein und Groß hinter ihre Kulissen schauen zulassen.
Seit 1977 wird der Internationale Museumstag gefeiert. Weltweit haben sich im vergangenen Jahr über 37.000 Museen in 158 Ländern beteiligt. „In Thüringen sind wir daher in allerbester Gesellschaft, wenn wir heute mit zahlreichen Aktionen daran erinnern, was Museen ausmachen.“, sagt Präsident des Museumsverbandes Thüringen e. V. und Direktor der Altenburger Museen, Dr. Roland Krischke.
Die Thüringer Museen boten 194 Aktionen auf der bundesweiten Plattform des Deutschen Museumsbundes an. Nach der Coronapandemie ist es ein großer Erfolg, dass die Museen wieder verschiedene Aktionen durchgeführt haben. Die tatsächliche Zahl lag deutlich höher, da sich nicht alle Museen mit ihren Aktionen auf der Plattform anmelden. „Wir sind zufrieden mit dem Verlauf des Tages. Die Museen haben ein äußerst vielseitiges Programm auf die Beine gestellt. Wir danken allen Beteiligten für ihr Engagement, diesen Sonntag für die Besucherinnen und Besucher zu einem besonderen Erlebnis werden zu lassen.“, so Krischke weiter.
Es gab Sonderführungen, Kreativangebote sowie Mitmachaktionen für Kinder und Jugendliche. Einige Museen nutzten den Anlass und eröffneten neue Ausstellungen, wie zum Beispiel folgende Einrichtungen:
- Schloss- und Spielkartenmuseum Altenburg: „Alles in einer Hand – 100 Jahre Spielkartenmuseum“
- Werratalmuseum Gerstungen: „Medizin im Werratal – Rückblick einer Region“
- Museum Burg Posterstein: „Hans Fallada – Familienbilder. Wie aber bestehe ich vor Dir, sehr liebe Verwandtschaft –?!“
- Museum Schloss „Glücksburg“ Römhild: „Die Kraft der Kunst“
- Hörselbergmuseum Wutha-Farnroda: „Das Licht in unserem Leben“
In Altenburg fand im Residenzschloss die diesjährige Auftaktveranstaltung mit einem großen Spielefest statt, die von der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen gefördert wurde.
Es folgen vier Berichte von Mitarbeiterinnen aus den Museen zum Internationalen Museumstag:
„Die Zella-Mehliser Museen lockten zum diesjährigen Internationalen Museumstag mit freiem Eintritt und einem bunten Programm für Groß und Klein. Neben den beliebten Museumsrallyes gab es unter anderem Einblicke in die Museumsarbeit hinter den Ausstellungen, gastronomische Verpflegung durch die Vereine, Maschinenvorführungen, die Präsentation des Graveurhandwerks und viele weitere Highlights, die es sonst in der Form nicht zu erleben gibt im Stadtmuseum in der Beschußanstalt, dem Technikmuseum Gesenkschmiede und dem Heimatmuseum Benshausen.“ (Jessica Keil)
„Der Internationale Museumstag im Naturhistorischen Museums Schloss Bertholdsburg stand ganz im Zeichen von Kräutern und Salz. Nach einer Führung zu ausgewählten Exponaten der Mineralien- und der Sonderausstellung sowie der historischen Apotheke in der Regionalgeschichte konnten die Besucher bei schönstem Wetter im Burghof selbst Kräuterbutter und -salz herstellen und dazu selbst gemachten Kräutertee genießen. Die Kinder waren mit Eifer dabei und ließen sich die frisch geschmierten Butterbrote schmecken.“ (Daniela Meiß)
„Der Internationale Museumstag stand im Steinsburgmuseum unter dem Motto Spielen wie in alten Zeiten. Nicht nur die Kinder waren begeistert, auch die Erwachsenen haben sich an Ihre Kindheit erinnert. Himmel und Hölle, Blinde Kuh, Triga, Kartenspielen, Hüte werfen und vieles mehr war geboten. Zu den Highlights gehörte das Basteln eines Schnurrers, so konnte man den ganzen Tag immer wieder ein gleichmäßiges Surren auf dem Museumsgelände vernehmen. Insgesamt ein freudiger Tag mit vielen leuchtenden Augen!“ (Marianne Schreiner)
„Über 200 Touristen und einheimische Gäste besuchten zum gestrigen Internationalen Museumstag das Bauernkriegsmuseum Kornmarktkirche. Eröffnet wurde der Museumstag mit der Präsentation der neuen Filmstation „Garten der Sinne“, die im Rahmen des Projektes „Lernen am anderen Ort“ entstand. Das Schulprojekt wird großzügig vom Unstrut Hainich Kreis finanziert. Der nach mittelalterlichem Vorbild gestaltete Klostergarten beeindruckte die zahlreichen Besucher mit über 40 verschiedenen Heilpflanzen und seltenen Obstgehölzen. Als spritzige Erfrischung an diesem sommerlichen Tag gab es von den Mitarbeitern zudem selbst gemachte Kräuterlimonade mit Kräutern aus dem Klostergarten.“ (Sarah Pönicke)
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Bild 1 :Auftaktveranstaltung mit einem großen Spielefest auf dem Gelände des Residenzschlosses Altenburg (Foto: MVT)
Bild 2: Präsentation des Graveurhandwerks im Stadtmuseum in der Beschußanstalt in Zella-Mehlis zum Internationalen Museumstag. (Foto: Museen der Stadt Zella-Mehlis)
Bild 3: Im Burghof des Naturhistorischen Museums Schloss Bertholdsburg wurde frische Kräuterbutter und Kräutersalz hergestellt. (Foto: Naturhistorisches Museum Schloss Bertholdsburg)
Bild 4: Spielen wie in alten Zeiten im Steinsburgmuseum in Römhild (Foto: TLDA)
Bild 5: Auf dem Gelände des Bauernkriegsmuseums Kornmarktkirche bereitet Julia Mandry mit den Gästen selbstgemachte Limonade zu. (Foto: Sarah Pönicke)
Am 21. Mai 2023 wird der Internationale Museumstag gefeiert. Der Museumsverband Thüringen e. V. informiert über die Angebotsvielfalt in den Thüringer Museen
Erfurt, 9. Mai 2023
Am Sonntag, den 21. Mai, findet der Internationale Museumstag statt. In Thüringen beteiligen sich über 60 Museen mit mehr als 180 Aktionen. Das diesjährige Motto lautet „Happy Museums. Nachhaltigkeit und Wohlbefinden“. Die Besucherinnen und Besucher erwartet ein abwechslungsreiches Programm mit spannenden Führungen, Familienprogrammen und exklusiven Einblicken in die Museumsarbeit. Vielerorts entfällt der Eintritt.
„Museen sind nicht nur erlebnisreiche Orte der Bildung und des Staunens, sondern auch Orte zum Wohlfühlen. Ein Museumsbesuch lässt einen in eine andere Welt eintauchen, sei es durch eine moderne Ausstellungsinszenierung oder durch die Begegnung mit authentischen Exponaten. Wir freuen uns an diesem Tag auf besonders viele neugierige Besucherinnen und Besucher“, sagt der Präsident des Museumsverbandes Thüringen e. V. und Direktor der Altenburger Museen, Dr. Roland Krischke.
In Altenburg findet im Residenzschloss auch die diesjährige Auftaktveranstaltung statt. Denn es gibt gleich zwei Jubiläen zu feiern: 175 Jahre Lindenau-Museum und 100 Jahre Spielkartenmuseum. Von 14 Uhr bis 17 Uhr gibt es auf dem Schlosshof ein großes Spielefest. Geplant sind eine Sprayaktion, eine Illusionsshow, ein mobiles Spielecafé und viele Mitmachaktionen. Um 15 Uhr wird die Sonderausstellung „Alles in einer Hand – 100 Jahre Spielkartenmuseum“ eröffnet.
Viele Thüringer Museen bieten ein facettenreiches Programm für die ganze Familie an, so unter anderem das Museum Schloß Burgk. Hier gibt es besondere Führungen für Kinder und Erwachsene sowie Bastelaktionen. Das musikalische Highlight ist ein Orgelkonzert in der Schlosskapelle. Im Westen Thüringens wird im Werratalmuseum Gerstungen die neue Sonderausstellung „Medizin im Werratal“ feierlich eröffnet. Der Eintritt ist frei. Die Naturforscherinnen und -forscher können beispielsweise in der Mineralogischen Sammlung der Friedrich-Schiller-Universität Jena auf ihre Kosten kommen. Zum Internationalen Museumstag gibt es eine Kuratorenführung für die ganze Familie durch die neue Sonderausstellung „Sommerzeit – Reisezeit – Mineralogische Mitbringsel & blinde Passagiere“.
Wer es an diesem Tag nicht schafft, die Museen zu besuchen, der kann von den digitalen Angeboten profitieren. Die Osterburg Weida nimmt die Besucherinnen und Besucher mit beim Aufstieg auf die Turmspitze. 360 Grad Rundgänge bieten das GoetheStadtMuseum Ilmenau oder das Museum Creuzburg an.
„Auf der Internetseite des Museumsverbandes stellen wir den interessierten Museumsbesucherinnen und -besuchern eine Auswahl der Angebote in den Thüringer Museen vor. Reinschauen lohnt sich!“, so Dr. Roland Krischke. Diese ist abrufbar unter www.museumsverband-thueringen.de/internationaler-museumstag.
Weitere Informationen:
Der Internationale Museumstag findet im Jahr 2023 bereits zum 46. Mal statt. Er wird jährlich vom Internationalen Museumsrat ICOM ausgerufen. In Deutschland wird der Internationale Museumstag vom Deutschen Museumsbund bundesweit koordiniert und in enger Kooperation mit den Museumverbänden und -ämtern der Länder auf regionaler Ebene sowie den Museen vor Ort umgesetzt. Unterstützt wird der Museumstag von ICOM Deutschland. Der Aktionstag steht dieses Jahr unter der Schirmherrschaft des Bundesratspräsidenten Dr. Peter Tschentscher.
Der Museumsverband Thüringen e. V. vertritt die Interessen seiner institutionellen und persönlichen Mitglieder. Sein Netzwerk umfasst derzeit 237 Mitgliedsmuseen in ganz Thüringen jeglicher Sparte von volkskundlichen und kulturgeschichtlichen Einrichtungen bis hin zu Kunst- und Naturkundemuseen. Die Museumsberaterinnen der Geschäftsstelle unterstützen die Mitglieder in allen musealen Belangen und bieten verschiedene Informations- und Weiterbildungsformate an. Alle Informationen zum Internationalen Museumstag sind abrufbar unter www.museumsverband-thueringen.de/internationaler-museumstag.
Erfreuliche Entwicklung in den Thüringer Museen. Der Museumsverband Thüringen e. V. beobachtet einen Zuwachs der Besucherzahlen und den Ausbau der Barrierefreiheit in den Museen
Erfurt, 19. April 2023.
Im Februar 2023 startete der Museumsverband Thüringen e. V. eine Umfrage zu den Besucherzahlen in seinen Mitgliedsmuseen für das Jahr 2022. Demnach konnten die Thüringer Museen im vergangenen Jahr rund 3.190.000 Besucherinnen und Besucher verzeichnen. Die Zahl ist mit den Jahren vor der Coronapandemie vergleichbar. „Wir freuen uns, dass sich bei den Museen besonders nach der Pandemie wieder ein Wachstum der Besucherzahlen eingestellt hat. Die Befürchtung vieler Häuser, Besuchergruppen zu verlieren, hat sich glücklicherweise nicht bewahrheitet“, sagt der Präsident des Museumsverbandes Thüringen e. V., Dr. Roland Krischke.
Der Lockdown und die damit verbundene Schließung der Museen im Jahr 2020 führte zu einem Einbruch auf rund 1,9 Millionen, die 2021 sogar auf 1,6 Millionen Besucherinnen und Besucher zurückgingen. Die meisten Einrichtungen konnten die zum Teil beträchtlichen Einnahmeausfälle vor allem wegen der staatlichen Hilfen kompensieren. „Hier gilt der Dank des Museumsverbandes besonders der Kulturabteilung in der Thüringer Staatskanzlei. Es war sehr erfreulich, dass die Zusammenarbeit auch in dieser Krisenzeit so reibungslos funktionierte und alle Mitgliedsmuseen jederzeit bestens über mögliche Hilfsprogramme informiert waren“, äußert sich Dr. Roland Krischke anerkennend.
Die Museen haben die vergangenen Jahre dazu genutzt, weiter an ihren Vermittlungskonzepten zu arbeiten. Es entstand eine Vielzahl von spannenden digitalen Formaten. Eine Teilhabe für alle Besucherinnen und Besucher zu ermöglichen, kann ebenfalls durch verschiedene Angebote realisiert werden. Die Mühlhäuser Museen verwenden beispielsweise in ihrer neuen Sonderausstellung „Auf Glas und Karton: Gesichter einer Stadt“ einfache Sprache sowie Gebärdensprache. In Erfurt bietet die Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße das Format „Führung Andreasstraße inklusiv“ an. Selbst bei der Neugestaltung einer Dauerausstellung oder bei Baumaßnahmen wird die Barrierefreiheit eingeplant, wie aktuell beim vollständigen Umbau und der Erweiterung des Deutschen Optischen Museums in Jena.
Viele Museen befinden sich in historischen Gebäuden, die den Zugang für mobilitätseingeschränkte, aber auch für ältere Menschen oder Familien mit Kinderwagen durch Türschwellen und enge Wege erschweren. „Besonders in den Freilichtmuseen ist die Barrierefreiheit eine Herausforderung, da wir es hier mit historischen Originalen zu tun haben“, berichtet Franziska Zschäck, Leiterin des Thüringer Freilichtmuseums Hohenfelden und Vizepräsidentin des MVT. „Die Museen sind dennoch bemüht, Lösungen zu finden, um sich für die breite Zielgruppe zu öffnen. Es ist erfreulich zu sehen, dass die leichte und einfache Zugänglichkeit zu den Museen und ihren Angeboten kontinuierlich umgesetzt wird“, so Zschäck weiter.
Der Museumsverband Thüringen e. V. vertritt die Interessen seiner institutionellen und persönlichen Mitglieder. Sein Netzwerk umfasst derzeit 237 Mitgliedsmuseen in ganz Thüringen jeglicher Sparte von volkskundlichen und kulturgeschichtlichen Einrichtungen bis hin zu Kunst- und Naturkundemuseen. Die Museumsberaterinnen der Geschäftsstelle unterstützen die Mitglieder in allen musealen Belangen und bieten verschiedene Informations- und Weiterbildungsformate an.
Tag der Provenienzforschung am 12. April 2023. Veranstaltungstipp und Einblicke in die Arbeit der Koordinierungsstelle des Museumsverbandes Thüringen e. V.
Erfurt, 11. April 2023.
Am 12. April findet erneut der Tag der Provenienzforschung statt. In Thüringen gibt es unter anderem um 16 Uhr eine Sonderführung im Goethe- und Schiller-Archiv in Weimar. Im Rahmen der Ausstellung „Dichterhaushalt und Lebenskunst. Vom Wohnen um 1800“ wird anhand von Autografen aus dem Bestand der Familie von Arnim die interessante Geschichte vermittelt, in welchen Etappen der bedeutende Dichter-Nachlass von Wiepersdorf von den 1920er-Jahren bis heute nach Weimar gelangt ist. Der Arbeitskreis Provenienzforschung e. V. mit Sitz in Berlin koordiniert die deutschlandweiten Veranstaltungen auf einer eigenen Plattform.
Ein Schwerpunkt der Provenienzforschung in den Museen lag lange Zeit auf der Erforschung NS-verfolgungsbedingt entzogener Kulturgüter. Erst in den letzten Jahren erweiterte sich der Fokus auf Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten und der DDR/SBZ. Durch die Fördermöglichkeiten, insbesondere durch das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste, können die Museen ihre Sammlungen auf unrechtmäßige Erwerbungen erforschen.
Der Museumsverband Thüringen e. V. hat bereits 2021 die Koordinierungsstelle Provenienzforschung ins Leben gerufen. Seit Februar 2023 ist diese nicht mehr eine Projektstelle, sondern als feste Einrichtung im Verband verankert. Mit Sabine Breer als Koordinatorin und Katharina Taxis als wissenschaftliche Mitarbeiterin wurden zwei Stellen neu besetzt. „Wir freuen uns, mit Frau Breer und Frau Taxis zwei erfahrene Mitarbeiterinnen gewonnen zu haben. Sie werden die erfolgreich begonnene Arbeit fortführen und neue eigene Akzente setzen“, so Vorstandsmitglied Dr. Gert-Dieter Ulferts, der die Koordinierungsstelle seit der Gründung intensiv begleitet. „Weiterhin sollen die sogenannten Erstchecks in den Thüringer Museen etabliert werden. Mit deren Ergebnissen können wir dann gemeinsam mit den Museen und Kooperationspartnern neue, spannende Forschungsprojekte entwickeln. Außerdem ist uns die öffentlichkeitswirksame Präsentation der gewonnenen Erkenntnisse wichtig, die zahlreiche kreative Anknüpfungspunkte für Ausstellungen oder mediale Vermittlungsformate bieten wird“, so Dr. Ulferts.
Im März 2023 startete im Rahmen eines Erstchecks eine Vorprüfung zu außereuropäischen Sammlungsbeständen im Naturkundemuseum Mauritianum in Altenburg, im Stadtmuseum Gera, in der Staatlichen Bücher- und Kupferstichsammlung Greiz, im Thüringer Landesmuseum Heidecksburg in Rudolstadt und im Deutschen Spielzeugmuseum Sonneberg. Die Koordinierungsstelle berät die Mitgliedsmuseen bei allen Fragen und Aktivitäten rund um das Thema Provenienz, unterstützt bei Forschungsanträgen, bietet Weiterbildungsangebote an und regt den öffentlichen Diskurs an.
Am 30. und 31. März 2023 übernahm Sabine Breer bereits die Auftakt- und Abschlussmoderation auf der Fachtagung des Deutschen Optischen Museums (D.O.M.) in Jena mit dem Thema „Provenienzforschung Technisches Kulturgut. Händler, Museen, Sammlungen“. Die internationale Tagung mit 107 Teilnehmenden diente, den Blickpunkt der Provenienzforschung auf Technisches Kulturgut mit verschiedenen Unrechtskontexten zu erweitern, methodische Herangehensweisen zu diskutieren und Schwerpunkte der Forschung zu definieren. Das erste Buch zur Provenienzforschung an Technischem Kulturgut überhaupt gab das D.O.M. 2022 kostenfrei digital heraus. Aufgrund der großen Nachfrage erschien der Band im Januar 2023 zusätzlich in gedruckter Form. Ein zweiter Band wird im Laufe des Jahres die Tagungsergebnisse aufgreifen.
Ein Jahr zuvor organisierte der Museumsverband Thüringen e. V. mit knapp 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern ebenfalls eine weithin sichtbare Tagung zur Provenienzforschung im deutschsprachigen Raum, deren Ergebnisse und Impulse in der Ausgabe 1/2022 des Thüringer Museumsheftes veröffentlicht wurde. Das Heft steht als kostenfreier Download auf der Internetseite unter www.museumsverband-thueringen.de/museumshefte zur Verfügung.